Skip to main content

Warum ich auch Dänisch lese 

Eigent­lich wollte ich Nor­we­gisch ler­nen, um end­lich Ham­sun und andere Autoren im Ori­gi­nal lesen zu kön­nen. Aber wir fuh­ren schon seit 15 Jah­ren im Urlaub nach Däne­mark. Eine starke und lau­fende Moti­va­tion, eher diese Spra­che zu ler­nen. Die Nähe zum Land, der Wunsch sich ver­ständ­lich machen zu kön­nen, die Bewoh­ner zu ver­ste­hen, gaben dafür den Ausschlag.

3 Jahre VHS und eine sehr mun­tere däni­sche Sprach­leh­re­rin gaben mir den Schub: Erst die lokale Zei­tung (Born­holms Tid­ende), dann die Web­sei­ten (TV2/Bornholm) zu lesen, führ­ten dazu, dass ich 2017 das erste Däni­sche Buch lesen konnte. Den Krimi »Born­hol­mer Dybet« von Per­nille Boels­kov. Deren ein­fa­che Spra­che erleich­terte das, es kamen anspruchs­vol­lere Werke hinzu, öffent­lich rezen­siert habe ich nur einen Teil davon.

Mit dem Lesen ori­gi­nal­sprach­li­cher Lite­ra­tur taucht man viel tie­fer in einen frem­den Kul­tur­raum ein. Sieht mit einem Mal fremde Autoren und Titel, neue Namen, andere The­men, Ver­lage, kurz eine andere Kul­tur­land­schaft. Man stellt – oft erstaunt – fest, dass dort ganz andere Namen und Begriffe, Autoren und weg­wei­sende Geschich­ten zäh­len. Obwohl doch vie­les in den gro­ßen deut­schen Sprach­raum über­setzt wird. Aber eben vie­les auch nicht, beson­ders wenn es um regio­nale Beson­der­hei­ten geht: Grön­land, Jüt­land, Born­holm, die Inuit, Gemein­sam­kei­ten und Tren­nen­des inner­halb Skandinaviens.

Erst mit der Spra­che beginnt sich ein frem­der Kul­tur­raum zu erschlie­ßen. Das Ver­ständ­nis wächst und ver­tieft sich mit jedem gele­se­nen Buch, jedem neuen Autor. Ein Buch­la­den (Pan­ke­buch Ber­lin) in dem man ori­gi­nal­sprach­li­ches bekommt, eine däni­sche Nach­ba­rin, der Buch­han­del »Oli­va­rius« in Sva­n­eke mit sei­ner Info­mail, all das ver­bin­det und fes­tigt die Bezie­hung zur Spra­che und zur Kultur.

Und die Aus­wahl gro­ßer däni­scher Autoren ist nicht schlecht: H.C. Ander­sen, Mar­tin Ander­sen Nexø, Hen­rik Pon­top­pi­dan (Nobel­preis), Johan­nes V. Jen­sen (Nobel­preis), Her­mann Bang, Peter Høeg (Smilla) um nur ein paar zu nennen.

Und seit dem ich fest­ge­stellt habe,dass die Schrift­spra­chen bei­der Län­der, also Däne­marks bzw. Nor­we­gens (Bok­mål), nicht weit aus­ein­an­der lie­gen, fühle ich mich erst recht bestä­tigt, wie gut es war Dänisch zu ler­nen, und: Zu lesen!

Wie tref­fend heißt es im Dia­log zwi­schen Séa­mus und dem eng­li­schen Maler in https://​mit​tel​haus​.com/​2​0​2​4​/​0​3​/​1​7​/​a​u​d​r​e​y​-​m​a​g​e​e​-​t​h​e​-​c​o​l​o​ny/

»Its their lan­guage, its uni­que to them.
And?It car­ries their history, their thin­king, their bearing.«

danebrog-1200