Zum Hauptinhalt springen
Stephantome

Ste­phan Tome
» Gegen­spiel

Autor:Ste­phan Tome (Deutsch­land, 2015)
Titel:Gegen­spiel
Aus­gabe:Lizenz­aus­gabe Bücher­gilde Guten­berg 2015 (nach Suhrkamp)
Erstan­den:Bücher­gilde

Stephantome

Das soll die Geschichte einer in den Sieb­zi­gern ins alte West­ber­lin aus­ge­wan­der­ten jun­gen Por­tu­gie­sin sein, die sich im Zwie­spalt zwi­schen dem ver­lo­ge­nen Ber­li­ner »Thea­ter­schreck« Falk und dem in sei­ner aka­de­mi­schen Bon­ner Spie­ßer­welt ver­sack­ten Hart­mut nicht ent­schei­den kann.

Auf den ers­ten 65 Sei­ten wer­den in lang­wei­li­ger Prosa schlicht zu viele und nicht nach­voll­zieh­bare Bezie­hungs­kis­ten gesta­pelt. Dazu kommt eine der­art unglaub­wür­di­ger Plot, dass man eigent­lich die berüch­tig­ten klap­pen­den Fuß­nä­gel bemü­hen möchte:

  • Ber­li­ner Bul­len, par­don Poli­zis­ten, die nach einer ihrer Prü­gel­or­gien, mit der sie gerne Demons­tra­tio­nen been­den, den Fest­ge­nom­me­nen phi­los­phi­sche Vor­träge halten.
  • Stets haar­scharf miss­glückte Ver­satz­stü­cke, wie es angeb­lich in West­ber­lin der Sieb­zi­ger zuging, ins­be­son­dere in der Haus­be­set­zer­szene; usw., usf.

Man merkt, wie der Autor, der (im Gegen­satz zum Rezen­sen­ten) nie in Ber­lin gelebt hat, müh­samst ange­le­se­nes wie­der­käut – und im Erfas­sen und der lite­ra­ri­schen Wie­der­gabe nur pein­lich schei­tert. Das reicht viel­leicht für einen Trash­film auf RTL, aber nicht für ein ernst zu neh­men­des Buch.

Groß­spu­rige Luft­num­mern wie die Figur des Falks im Roman waren nie mein Fall, kein Wort warum die Prot­ago­nis­tin Maria auf die­sen Hohl­kör­per abfährt. Ihr ers­ter Bei­schlaf mit die­sem Heini ist dage­gen Porno pur, Ero­tik in der Lite­ra­tur geht anders.

Meine Frau, die im Gegen­satz zu mir das ganze Buch gele­sen hat, teilt meine Kri­tik nicht in die­ser Schärfe, fand »Gegen­spiel« nur lang­wei­lig. Ich meine dage­gen, dass der Herr Thome noch ein paar Semes­ter Schreib­se­mi­nare an Land­volks­hoch­schu­len besu­chen und es dann – viel­leicht – wie­der als Autor ver­su­chen sollte.

Ein schlech­tes und unglaub­lich lang­wei­li­ges Buch, wo ich nach 95 von 458 Sei­ten wie­der sagen musste: Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher.

Ver­giss es!

2017 rezensiert, 70er Jahre, Stephan Tome, Westberlin