
Marion Gräfin Dönhoff
» Namen, die keiner mehr nennt
Autor:;Marion Gräfin Dönhoff (Deutschland | 2004) |
Titel:;Namen | die keiner mehr nennt |
Ausgabe:;RoRoRo | 6. Auflage 2016 |
Erstanden:;Buchhandlung Volk | Recke |
Bei meiner Großmutter (das Marjellchen kam sich aus Keenichsberch) eine schöne Idee, an eine fast vergessene Landschaft zu erinnern: Ostpreußen, geschichtsträchtige Kulturlandschaft, dem Krieg der Nazibande zum Opfer gefallen und zwischen Polen, Russland und Litauen verteilt. Es ist aber ein sehr widersprüchliches Erinnern, das fast nur aus der Gutsbesitzer-Perspektive kommt, Mägde, Knechte, kleine Leute haben da ganz andere Erinnerungen. Wievielen war es wohl vergönnt, auf eigenem Pferd von Ostpreußen bis Westfalen zu reiten? Aber die Dönhoff bietet Erinnerungen an traumhafte Landschaften, die kluge (ost-)preußische Migrationspolitik (Hugenotten-Ansiedlung), eine enorme Aufarbeitung der Familienhistorie und auch ein bisschen Kulturgeschichte: Humbold, Ranke, Kant.
Leider trüben markante Fehler das Bild: »Das Hineinverwobensein in eine vom praktischen her bestimmte Gemeinschaft« – so verklärt sie die üble Standesgesellschaft der Gutsbesitzer. Oder versteigt sich hierzu: ».. der Begriff der Nation erfunden wurde« – hat sie noch nie etwas von der Notwendigkeit eines einheitlichen deutschen Wirtschaftsraums des neuen deutschen Kapitals gehört? Und ganz schlimm (S. 125): »,… der Einbruch des Nationalsozialismus« – als wären nicht die stockreaktionären Gutsbesitzer deren Stütze gewesen. Naja, mit Augen zudrücken und wegen des Erinnerungswert …