Linda Melvern
» The end of the street
Autor: | Linda Melvern (Großbritannien, 1986) |
Titel: | The end of the street |
Ausgabe: | Methuen London, 1986 |
Erstanden: | Ein Geschenk von meiner Tochter, nach Tips von Jan aus Sandvig |
Absolute fascinating about the end of traditional newspaper publishing and -production in Londons Fleet Street. How Rupert Murdoch built unscrupulously his Tabloid imperium and wrecked the standards of British journalism; nearly unhampered by antiquated reactions of the unions; plus Thatchers Anti-Union laws. To read this, helps a lot to understand the process of Brexit!
Suspenseful
Dies ist die äußerst spannend erzählte Geschichte der Fleet-Street Revolution, die das Ende der 200 Jahre alten traditionellen Zeitungsherstellung in Großbritannien und ihre Verlagerung in industrielle Druckzentren (wie Wapping) bedeutete. Und es ist die Geschichte, wie Rupert Murdoch geschickt die technologische Revolution des elektronischen Satzes und Ganzseitenumbruchs (= direkte Texteingabe der Redakteure in den Umbruch) nutzend, absolut skrupellos sein Imperium der britischen Revolverblätter (Tabloid Papers: Sun, News-of-the-world) aufbaute und das Niveau des britischen Journalismus auf das der Revolverblätter senkte, seine Sun »poised British journalism«. Sogar die zur unleserlichen Parodie ihrer selbst gewordenen Times, die Murdoch Anfang der 80’er Jahre übernommen hatte.
In dieser Auseinandersetzung waren in anachronistischen Vorstellungen befangene und zudem noch untereinander konkurrierende Gewerkschaften gründlich unterlegen. Die überdies durch die gewerkschaftsfeindliche Gesetzgebung Maggi Thatchers gründlich behindert wurden.
Es ist faszinierend zu lesen, wie Murdoch hochriskant seine Medienexpansion in den USA mit den Erlösen des britischen Zeitungsgeschäfts finanzierte, auf dieses also angewiesen war. Wie Gewerkschaften, die in den »Chapter-« Vorstellungen des 19. Jhdts befangen waren, dem zu wenig entgegenzusetzen hatten, sich z.T. gegenseitig ausstachen. Die »Provinz-Gewerkschaften« und rechte Labourianer mit den »fetten« Londonern nicht solidarisch waren, wiewohl Thatcher das gesamte 17 Mio Pfund Vermögen der traditionsreichen Sogat Gewerkschaft beschlagnahmen ließ.
Linda Melvern gibt spannende Einblicke auf wesentliche Akteure, die gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen in den alten Druckereien und wie Murdochs Adepten unter Geheimhaltung mit aus den USA importieren Computersystemen der Firma Atex (27 DEC-Rechner, 54 Terminals, 4 AII-Belichter!) die neue Zeitungsproduktion aufbauten – unter Redundanz der Hälfte der bisherigen Belegschaft. Und wie Murdoch sogar ein eigenes Vertriebsnetz (mit der australischen Firma TNT) aufbaute, 2 Mio Pfund für einen Fujitsu-Mainframe zur Organisation kaufte, alles um einen Lieferboykott durch solidarische Gewerkschaften zu verhindern. Und den misstrauischen Journalisten und Gewerkschaften vorlog, alles was er in Wapping neu aufbaue, sei nur um eine neue Tageszeitung herauszubringen (London Post), die viele neue Jobs verspräche.
Man muss dieses Buch lesen, um zu verstehen, wie eine Gruppe realitätsferner Populisten ein ganzes Land (GB) in das Brexit-Abenteuer getrieben haben – Murdochs Revolverpresse, der gegenüber die hiesige Bildzeitung geradezu literarische Qualitäten aufweist, hat einen Riesenanteil daran.
Hochspannend
2017 rezensiert, Fleet Street, Gewerkschaften, M. Thatcher, Rupert Murdoch, Tabloid Presse