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Keller-Heinrich-230

Gott­fried Kel­ler
» Der grüne Heinrich

Autor:Gott­fried Kel­ler (Schweiz 1879/80)
Titel:Der grüne Heinrich
Aus­gabe:Auf­bau Ver­lag Ber­lin W8, 1946
Erstan­den:Aus dem Nach­lass der Eltern von Freunden

Keller-Heinrich-330

Bren­tano, Raabe, Les­sing, Kel­ler, alles Namen, die ich schon immer lesen wollte, nun frei von schu­li­schen Zwän­gen. Hier ein eher bekann­tes Werk, die Lebens­ge­schichte eines Jun­gen, der so lange die grün­stof­fi­gen Reste sei­nes Vaters tra­gen musste, dass ihm der Name »grü­ner Hein­rich« blieb. Er ist Sohn eines ehe­mals rei­chen Stein­metz, ein Strei­che­ma­cher, oft auf Wan­der­schaft, eine Ruhe­sta­tion fin­det er als jun­ger Mann beim Oheim. Ein ruhig-bezau­bern­der, natu­ra­lis­tisch roman­ti­scher Lebenspart, in dem gleich zwei fes­selnde junge Frauen, eine 14-jäh­rige und eine junge Witwe, nicht feh­len. Und an denen Kel­ler für diese Zeit erstaun­lich ero­ti­sche Pas­sa­gen gelin­gen, die eine ver­göt­ternd, mit der ande­ren »keb­belnd«. – Als Erzäh­ler hat er Distanz zu sich selbst, tritt aber als Kom­men­ta­tor kräf­tig auf (ähn­lich in »Sel­dwyla«); schließ­lich hat der Prot­ago­nist als Gebrauchs­gra­fi­ker eini­ger­ma­ßen Erfolg.

Ich emp­fand den grü­nen Hein­rich als roman­tisch, natur­nah, locker, erzählt als hüb­sche Tau­ge­nichts-Geschichte, von einem, der sich in kein Schema pres­sen lässt, von Rei­sen und Tech­tel-Mech­teln. Sie ist in sich etwas »lose«, wird nicht klar und strin­gent erzählt, manch­mal dampf­plau­d­rig, ohne Lese­ge­winn. Bie­tet aber insgesamt:

Lese­ver­gnü­gen aus »alter Zeit«

2020 rezensiert, Aufbau Verlag, SBZ