
Bohumil Hrabal
» Ich habe den englischen König bedient
Autor: | Bohumil Hrabal (ČSSR, 1988) |
Titel: | Ich habe den englischen König bedient |
Ausgabe: | Suhrkamp 1988 / Übersetzung Volk & Welt, Berlin 1977 |
Übersetzung: | Karl-Heinz Jähn |
Erstanden: | Buchhandlung Volk, Recke |
Gelesen im: | Literaturclub Hopsten |
Mühelos von Sujet zu Sujet springend, erzählt Hrabal Leben und Karriere eines tschechischen Kellners während und nach der Nazi-Besetzung der Tschechoslowakischen Republik. Inmitten von Restaurant- und politischen Stürmen, stets vom eigenen Hotel träumend, lernt er vom »Höhepunkt eines Kellnerlebens«, einst den englischen König (oder den abessinischen Kaiser) bedient zu haben. Mit angenehm erzählter Erotik wird nicht gespart, sowie reichlich Anspielungen, die aber vertiefte Kenntnis tschechischer Geschichte vorausetzen. Raffinierte Anmerkungen zu deutschfreundlichen, fraternisierenden Tschechen. Die Macht feiner Kleidung, Ironisierung des Oberkellnergehabes, skurrile Hotels und Generäle, ständige kulinarische Gelage, Allegorien auf die »bessere« Gesellschaft, wie deren Umkehrung nach 1945. Die Gefangenen, die nun das Lager bewachen. Hrubal zeigt, wie man mit der Sprache durch die Geschichte gleitet, als Schelm Politik kommentiert, erlebt aber auch die Poesie des in Schnee versinkenden Landes, aber auch des Innehaltens (S.284) eines Einsiedlerlebens: »…durch das Denken zu jener Ruhe zu kommen, die einen davor bewahrt, vor der Einsamkeit davon zu laufen.«
Das ist kein »Standard-Roman« sondern ein Schelmenroman, sprachwechselnd im 2. Teil, atemberaubend witzig erzählt, was jedoch genügend Fantasiebegabung beim Leser, aber auch Verständnis für höllenschwarzen Humor voraussetzt. Eigentlich nicht rezensierbar, so irrsinnig, so schlau, so philosophisch, anmutig und fantasievoll. Eine tschechische Fabel, mit dem schwärzesten Humor der Welt, selbst angesichts des Nazi-Holocausts.
Fantastische Schwejkiade!
2020 rezensiert, Bohumil Hrabal, Büchergilde Gutenberg, CSSR, Humor