Ketil Bjørnstad
» Die Frau im Tal
Autor: | Ketil Bjørnstad (Norwegen 2009) |
Titel: | Die Frau im Tal |
Ausgabe: | Insel Verlag 2009 |
Übersetzung: | Lothar Schneider |
Erstanden: | Antiquarisch |
Das ist der dritte Band von Bjørnstads Trilogie »Vindings Spiel«, die »Bekenntnisse« eines Pianisten, die manchen autobiografischen Zug enthält, deutlich besser geraten als Band 2 (»Der Fluß«). Wobei die nun im Mittelpunkt stehende Frauengestalt Sigrun (Schwester der großen Liebe im Band 1), eine sehr unwahrscheinliche Figur ist. Was dem Lesevergnügen wenig Abbruch tut, genauso wenig wie der in vielem komplett überzogene Gesamtplot der Trilogie.
Das Buch ist erneut eine Hommage an Nordnorwegen, die Finnmark, deren Menschen, deren Leben und Kultur, ihre Nähe zum Nachbar Russland, eine Region, in der Autor und Protagonist, Aksel Vinding, Ruhe und zu sich selbst findet. Und dies nach einem Selbstmordversuch und tiefen Depressionen.
Die Geschichte selbst wirkt geerdeter als ihr Vorgänger und hat – wie in der ganzen Serie – ihre stärksten Seiten, wenn sie aus der Musik, in ihr und über sie spricht. Z.B. im Dialog mit Sigrun über das Klavierkonzert von Tschaikowsky oder die 7. (»Leningrader«) von Schostakowitsch, das beschert Gänsehautmomente. Ebenso die Entdeckung der Talente der jungen Finnmärkerin Tanja.
Nun verstärkt sich auch eine beginnende Entwicklung Axel Vindings zum Komponisten, ein wenig Autorengeschichte, wenn man an Bjørnstads »Die Welt, die meine war« denkt. Ähnliches gilt für den ihm immer attraktiver werdenden Jazz und den damit einhergehenden Abschied von den »Überlieferern«. Das sind die Klassikadepten, die alles dafür tun, dass der junge Axel Werke genauso spielt wie sie selbst – wie seine bisherige Klavierlehrerin.
Ein guter Abschluss einer flüssig zu lesenden und erstaunlich spannenden Trilogie aus der Seele eines norwegischen Musikers, aus seinen künstlerischen und erotischen (Tag-)Träumen, das man äußerst gerne liest, trotz vielfach unwahrscheinlicher Personen-Kompositionen.
Sehr zu empfehlen dazu die Musik, 2 CDs unter dem Namen »Vindings Music / Songs from the alder thicket«. Letzteres sind Bjørnstads Eigenkompositionen zu den drei Bänden der Trilogie, während die erste CD Klassik-Interpretationen von Stücken aus der Buch-Reihe von Komponisten wie Debussy, Rachmaninow und Ravel enthält.
Lesegenuss!
2020 rezensiert, Insel Verlag, Ketil Bjørnstad, Musik, Norwegen