Eberhard Panitz
» Treffpunkt Banbury
Autor: | Eberhard Panitz (Deutschland, 2003) |
Titel: | Treffpunkt Banbury |
Ausgabe: | Neues Leben, 2003 |
Erstanden: | Antiquarisch |
Am interessantesten zum Jahreswechsel 22/23 fand ich – nach der bereits rezensierten Die Alleinseglerin – ein Sachbuch von Eberhard Panitz, »Treffpunkt Banbury oder Wie die Atombombe zu den Russen kam«.
Es beeindruckt damit, wie sich der vor den Nazis geflohene und nach Großbritannien emigrierte deutsche Kernphysiker Klaus Fuchs, Mitarbeiter am britischen und US-Amerikanischen Geheimprojekt zur Schaffung der Atombombe bis 1945, entschied, Wesentliches der westlichen Bombenforschung der UdSSR zu verraten.
Damit nicht ein Land allein zum erpresserischen Monopolisten der weltzerstörenden Waffe wird, beschloss er, wichtige Geheimnisse der Sowjetunion unentgeltlich zu übermitteln, die damit die Entwicklung ihrer eigenen Kernwaffen um Jahre verkürzen konnte.
Fuchs war ja nicht alleine mit seinen Befürchtungen, sie trieben auch Robert Oppenheimer, den wissenschaftlichen Leiter des US-Manhattan-Projekts an, sich leidenschaftlich gegen jede Kernwaffennutzung einzusetzen. Wesentliche Hilfe bei Fuchs Geheimnisweitergabe war Ursula Kuczynski (alias Ruth Werner, alias Sonja, siehe auch ihre Erinnerungen »Sonjas Rapport« im Verlag »Neues Leben« (antiquarisch erhältlich)), die ebenfalls nach Großbritannien emigrierte Schwester des weltberühmten DDR Wissenschaftlers Jürgen Kuczynski. Zu ihr erschien kürzlich die deutsche Übersetzung einer neuen britischen Biografie »Agent Sonja« bei Suhrkamp, s. Anhang – rund 70 Jahre nach ihrer Mitarbeit an der Weitergabe der Atombombengeheimnisse!
Allein schon ihr, also Sonjas Anteil an der Geschichte, ihr Leben und ihre Spionagearbeit zwischen China, Moskau und der scheinbar idyllischen Existenz in den britischen Cotswolds, Midlands (Banbury) macht das Buch zur spannenden Lektüre. Eine Frau, die gleichzeitig mit ihrer nervenaufreibenden, hochgefährlichen Tätigkeit auch noch drei Kinder groß zog – Chapeau!
Aber auch die Tiefe der Gedanken, die beide, Klaus Fuchs und »Sonja«, zur hochgefährlichen Geheimnisweitergabe brachte, beeindruckt. Was für gelebte und mutige Entscheidungen der Beiden zum Ausdruck kommen. Dieses Buch ist 2003 bei »Das Neue Berlin« in der Eulenspiegel Verlagsgruppe erschienen, unbedingt lesenswert und mit Literaturhinweisen ausgestattet, die mir noch für ein paar Jahre Lesestoff bieten –
mehr als lesenswert.
Anhang
Das hier rezensierte Buch ist im Verlag »Neues Leben« erschienen und gedruckt gut antiquarisch zu bekommen. Als E-Book aktuell beim Verlag:
Der Guardian zur neuen Biografie von Sonja:
Die übersetzte Fassung bei Suhrkamp (2022 erschienen):
Zum 2021 verstorbenen Autor Eberhard Panitz des hier rezensierten Bandes:
abc
2023 rezensiert, Atombombe, Eberhard Panitz, Klaus Fuchs, Neues Leben, Ruth Werner, Sowjetunion, Spionage