Brit Bildøen
» Die Norwegenreise des ehrbaren Jon Utskott
Autor: | Brit Bildøen (Norwegen, 2011) |
Titel: | Die Norwegenreise des ehrbaren Jon Utskott |
Ausgabe: | Verlag Martin Wallimann, 2014 |
Übersetzung: | Frank Zuber |
Erstanden: | Pankebuch Berlin Pankow |
Erneut eine der sorgfältig-schönen Editionen des Schweizer Verlags Martin Wallimann skandinavischer Literatur und wieder übersetzt von Frank Zuber; der auch verantwortlich für Wallimanns bestechende Neu-Übersetzung von Veesas »Vögel« zeichnet.
Es ist die mit Augenzwinkern amüsant erzählte Geschichte der gemeinsamen Fahrrad-PR-Tour eines alternden »Stars« der Umweltbewegung (Jon Utskott) und des jungen Filmemachers Adam Hiorth ins Innere Norwegens. Weswegen das Buch im Original auch treffender »Adam Hiorths veg« (= Der Weg des Adam Hiorth) betitelt wurde.
Jon muss trotz seines exzellenten Netzwerks (incl. prominenter Schrifstellerinnen, diverser Lebenskünstler und der einen oder anderen Geliebten) angesichts aggressiver Umweltfeinde (Jäger, Bauern, Stromproduzenten), feststellen, dass man mit über 60 nicht mehr so agitieren kann, wie zuvor. Dagegen stellt die Tour für den jungen, unsicheren und zunächst völlig unsportlichen Adam, der eigentlich »nur einen Film« über Utskott machen wollte, einen ganz wichtigen Schritt seiner persönlichen Entwicklung dar. Bis hin zur Andeutung, dass er vielleicht zukünftig auf seine Art die Arbeit von Utskott fortsetzen könnte.
Die wiederkehrenden Passagen über die Naturschönheiten Norwegens und ihr unmittelbares Erleben bei der Tour mit Fahrrad, Zelt und Schlafsack erwecken geradezu Reiselust, aber auch Respekt vor der Umwelt. Bezaubernd das Loblied auf ein ländliches Innernorwegen – aber der Mensch sollte im Einklang mit der Natur leben, statt ständig seinen Konsum auszuweiten. Wobei die Titelhelden sehr menschlich bleiben, Jons gescheiterte Ehe und Distanz zur Tochter (ausgerechnet Bankdirektorin!) einerseits dagegen Adams Schwierigkeiten überhaupt seinen Weg zu finden, gerade in Bezug auf das andere Geschlecht.
Dazwischen immer wieder Schmunzeln über allzu menschliche Missgeschicke und köstliche Fabeln wie die vom »Trollhasen«. Aber auch die bittere Realität über Gewalttaten gegen aktive Umweltschützer, die kämpfen, verlieren und vielleicht auch mit den Niederlagen gewinnen, wie es in Erinnerung an die großen Auseinandersetzungen um den Alta Staudamm heißt.
In einem Land, was immer weitere Naturzerstörungen durch Stauseen und Hochspannungsleitungen betreibt, letztlich, damit reiche Leute ihre Garageneinfahrten heizen können?!
Das ist ein schönes Gegenwartsmärchen mit vielen Anklängen des Alltags, unterhaltsam und schmunzelnd erzählt. Aber es transportiert auf sehr sanfte Art Anliegen des Umweltschutzes und regt zum Nachdenken über die Natur und unseren Umgang mit ihr an. Einfach ein gut zu lesendes und schönes Buch, einer hier noch zu wenig bekannten Autorin.
Angenehm lesenswert
2017 rezensiert, Brit Bildøen, Norwegen, Verlag Martin Wallimann