Irmhild Kohte-Meyer (Hg.)
» Über die Schwierigkeit, die eigene Geschichte zu schreiben
Herausgeberin: | Irmhild Kohte-Meyer (Deutschland 2019) |
Titel: | Über die Schwierigkeit, die eigene Geschichte zu schreiben |
Ausgabe: | edition diskord 1998 |
Erstanden: | Antiquarisch |
Das Sachbuch von Irmhild Kohte-Meyer (Hg.) mit dem Titel »Über die Schwierigkeit, die eigene Geschichte zu schreiben«, 1998 erschienen bei edition diskord, ist eine Festschrift zum fünfzig-jährigen Bestehen des »Instituts für Psychotherapie Berlin«.
Das ist nicht nur für Psychologen interessant, verrät es doch in seiner Unfähigkeit Erklärendes oder wenigstens Erhellendes zum Faschismus und seiner Entstehung zu sagen/schreiben und dem weitgehenden Schweigen dazu, viel über Defizite dieses einen Instituts der analytischen Fachrichtung der Psychologie.
1947 gegründet, groß geworden in der psychoanalytischen Fort- und Weiterbildung, anknüpfend an Psychologie-Entwicklungen der zwanziger und frühen dreißiger Jahre, stark gefördert von sozialdemokratischen Senatoren (Ella Kay) der Sechziger in Westberlin, erfolgreich bis hin zur Schaffung eines neuen Berufsbildes, der Psychagogen.
Das war vor allem eine Reaktion auf die Notwendigkeit, Sozialarbeiter in der Nachkriegszeit mit psychologischem Rüstzeug gegenüber destabilisierten Jugendlichen auszustatten, was Konservative bis heute (Stuttgart, Frankfurt) gerne in Law-and-Order Parolen umlügen.
Das Buch ist auch ein – für mich schön nostalgisches – Wiederlesen mit treibenden Kräften des Instituts (in den 60ern) wie den Drs. Baumeyer, Helmut Bach, Böhm, Dieckmann, Hagspihl und Frau Dr. Dührssen. Schade dass ein wenig »äußere Geschichte« wie den Räumlichkeiten in der hochherrschaftlichen Wohnung am Bayrischen Platz und der dortigen Expansion komplett wegfällt.
Ebenso wie die Antwort auf die Brechtsche Frage »Wer baute das siebentorige Theben«, was den Anteil an Aufbau und Entwicklung des Instituts durch seine nicht-wissenschaftlichen Kräfte wie Sekretärinnen (darunter meine Mutter) ebenso vergisst wie wichtige Hörer (J. Katwan) und auch die exemplarisch schöne Bibliothek, die es einem begnadeten, aber leider dem Alkohol verfallenen Innenarchitekten »Dietz« Wähner verdankt. Aber auch Psychologen sind bekanntlich nur Menschen.
Für mich mit viel Erinnerungswert
2019 rezensiert, edition diskord, Irmhild Kohte-Meyer, Psychologie