Aksel Sandemose
» Ross Dane
Autor: | Aksel Sandemose (Dänemark, 1928) |
Titel: | Ross Dane |
Ausgabe: | Gunnars & Campbell, 1997 |
Übersetzung: | Translated from?Danish into Canadian English by Christopher Hale |
»Ross Dane« ist wie »Mutinity on the Barque Zuidersee« eine der englischen Übersetzungen Sandemoses, auf Deutsch gibt es ja nur drei. Es ist das letzte Werk auf Dänisch des Verfassers, 1930 migrierte er nach Norwegen. Wo er, nur 2 Jahre später (»En sjømann går i land«) begann auf Norwegisch (Riksmål) zu schreiben, auch seinen 1927 erschienen »Klabautermann« brachte er 1932 auf Norwegisch heraus; ebenso wie später den Ross Dane.
Ross Dane wiederum ist eines von drei Werken Sandemoses, die in West-Kanada spielen, was ihn wiederum in Kanada zu einiger Popularität führte und eben diese Übersetzung produzierte, unterstützt vom Alberta Heritage fund. Die anderen beiden »Kanada-Romane sind »September« (1939) und eben der Sjømann. Der aber ist, mit einem wichtigen Teil des Lebens des Protagonisten Espen Arnakke, gleichzeitig auch eine Art Vorläufer zu seinem großen Epos »Ein Flüchtling kreuzt seine Spur«. Zuerst 1933 erschienen, mit über 1000 Seiten, gründlich überarbeitet 1955, auf rund 550 Seiten die Basis für alle fremdsprachigen Übersetzungen dieser psychologischen Raffinesse. Seit Sandemoses Tod 1965 hört man an jeder Schule/Hochschule, die skandinavische Sprachen lehrt, von und aus seinen Werken.
In Ross Dane reflektiert Sandemose vieles aus seiner eigenen, oft sehr unsteten Entwicklung, Seemann, Zimmerer in Neu-Fundland, häufige Wohnortwechsel, finanziell klamm, das Vorwort enthüllt vieles aus Sandemoses eigenem Leben. Dazu gehört auch die Bekanntschaft mit dänischen Kanada-Migranten, deren Schicksal den Kern der Erzählung »Ross Dane« bildet. Der Titelheld, ursprünglich Rasmus Dansker geheißen, wird ein wichtiger Anführer einer dänischen Migrantenkolonie, er ist modelliert als »Lykkemænd« (vglb. »Hans im Glück«), ein skandinavisches Thema, das schon auf alte isländische Sagen zurück geht.
In einfachen Worten, werden die Charaktere einer Siedlergruppe (Dänen, Indianer-Nachkömmling, Galizier) und ihre harte Arbeit des Kolonistenbeginns geschildert, die Zeichnungen der Personen sind nicht sehr entwickelt, Lichtjahre entfernt von den Psychogrammen späterer Sandemose-Romane.
Und doch schon, in der Verwicklung der Protagonisten untereinander, psychologisch »angehaucht«, deren Klatsch und Streitereien zu einer Fraktionierung führt, ohne dass Sandemose auf diese Prozesse näher eingeht. Insgesamt ist vieles nur angedeutet, angerissen, was der Geschichte einen eigentümlichen Charakter verleiht, etwas Schemenhaftes. Mehrfach auftretende rassistische Einstellungen (Ost- vs. West-Kolonisten, gegenüber den Eingeborenen) werden nicht weggelassen.
Eine nun folgende Entwicklung zu einer größeren, gut entwickelten dänischen Kolonie überspringt Sandemose im Wesentlichen, zeigt insgesamt Sprunghaftes in der Erzählung, konzentriert sich auf das neue Stadium der Siedlergemeinde und ihrer Spaltung in Fraktionen.
Schönheiten hat die Story oft in den Landschaftseindrücken, in einer Mond-Schnee-Nacht, in der endlich die bedrohlichen Koyoten erlegt werden. Oder wie gut Rasmus die Migrantin aus Bergen in ihrer Sehnsucht nach dem Meer versteht.
Rasmus steigt durch eine geglückte Getreidespekulation – die Siedler am Rande des Hungertodes – zum »König« der Siedler auf, das »Imperium« von König Rasmus charakterisiert der Autor in nur wenigen, oft harten, manchmal brutalen Strichen.
Es gibt Missgunst, Streit, Mord, Wegziehen, aus dem einstigen Aufbruch der Siedler in ein erhofftes glückliches Land, fern der Heimat ist ein Stück »normales« Leben geworden, dessen Glanz noch im Aufbruch der Pionierzeit siedelt, zu einer Gemeinschaft mit nicht versiegenden dänischen Wurzeln wächst. Deren Schicksal und die Leistung Rasmus Danskes ist es, der in der neuen Welt zum Ross Dane mutiert, diese neue Gemeinschaft zu entwickeln, was den abwechslungsreichen Kern dieser (Pionier-)Erzählung ausmacht.
Ross Dane ist für mich eine sehr schöne Erzählung, sozusagen wie ein Stück von Jack London, nur fundierter, eine Pionierstory der anderen Art. Und: Sandemose deutet hier Fundamentales an, was er später erst, im »Flüchtling« und im »Werwolf« so meisterhaft ausführt. Ross Dane wird für mich auch als eine Wegmarke zum Verständnis des Aksel Sandemose und seiner Werke in Erinnerung bleiben.
Etwas andere »Pioniergeschichte« aus Kanada
English summary
In a way it looks like a typical Jack London story, pioneers in North-West Canada, but much more subststantial. It’s the story of the leader of a Danish-Colony in the area of Alberta, the development of the settlers, their human relations, their changing with the times. Ross Dane is part of a threefold of Canadian stories by the author, the others beeing »September« and »A sailor goes ashore«, alas both not yet translated to English. It’s also the last piece Sandemose wrote in Danish, 2 years later he started to publish Norwegian (riksmål). Ross Dane is also kind of a forerunner to Sandemoses masterpiece »A fugitive crosses his tracks«, 1936 published in the USA, an important part of the fugitive story, It’s hero Espen Arnakke, is told here.
Different kind of pioneer story in North-West Canada
20. Jahrhundert, 2020 rezensiert, Aksel Sandemose, Dänemark, Gunnars & Campbell