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Vater-Mutter-Kind-230

Eivind Hof­stad Evjemo
» Vater, Mut­ter, Kim

Autor:Eivind Hof­stad Evjemo (Nor­we­gen, 2019)
Titel:Vater, Mut­ter, Kim
Aus­gabe:Ver­lag luft­schacht 2018
Über­set­zung:Karl Cle­mens Küb­ler und Clara Sondermann
Erstan­den:Aus dem Pan­ke­buch, Berlin

Vater-Mutter-Kind-330Und dann gab es noch »Vater, Mut­ter, Kim« des nor­we­gi­schen Autors Eivind Hof­stad Evjemo. Das ist 2014 in Oslo erschie­nen, wurde aus dem Nor­we­gi­schen ins Deut­sche gebracht von Karl Cle­mens Küb­ler und Clara Son­der­mann und hier­zu­lande 2019 vom Ver­lag luft­schacht herausgebracht.

Mit ein wenig Anklang an das Mas­sa­ker von Utoya durch den nor­we­gi­schen Nazi Brei­vik ent­wi­ckelt der Autor eine Ge­schichte um ein kin­der­lo­ses Ehe­paar, sei­nem tie­fen Seh­nen nach einem Kind, sowie sei­nem Adop­tiv­ling Kim, einen klei­nen geschun­de­nen und geschla­ge­nen Thai­län­der. Kim wird im Laufe sei­ner Ent­wick­lung für seine Adop­tiv­el­tern immer uner­träg­li­cher, sie wer­den nicht mit ihm fer­tig, mit sei­ner Reise in sein Geburts­land endet das Buch abrupt.

E. Evjemo schafft es mit All­tags­be­ob­ach­tun­gen Bil­der im Kopf des Lesers zu schaf­fen und Stim­mun­gen zu trans­por­tie­ren und dabei sehr intime Geschich­ten zu trans­por­tie­ren, Respekt. Auch erstaun­lich zu sehen, mit welch kal­ter Prä­zi­sion das Grauen eines Unfalls, vom Ein­tritt von Tod und des Ter­rors in die nor­we­gi­sche Gesell­schaft beschrie­ben wird. Mit welch küh­ler Nüch­tern­heit banale Hand­lun­gen des All­tags zum Leben der Prot­ago­nis­ten zusam­men­ge­fügt wer­den, glei­cher­ma­ßen erschre­ckend kalt wie fas­zi­nie­rend. Dabei liegt eine recht schwer­mü­tige Stim­mung über dem Erzähl­ten. Und das »Innen­leben« von Men­schen wird gegen­über dem äuße­ren Gesche­hen schnell in den Vor­der­grund gerückt.

Gut gefal­len hat mir, wie man bei Evjemo das Leben im All­täg­li­chen sehen kann. Und dass er das Innere von Men­schen in äuße­ren Hand­lun­gen erschei­nen läßt, was er durch­aus noch hätte ver­stär­ken können

Schlecht fand ich das chro­no­lo­gi­sche Durch­ein­an­der, ins­be­son­dere bei der Geschichte des Kim. Und dass der Autor es nicht schafft, eine wirk­li­che Geschichte der Adop­tiv­el­tern Arild und Silla zu ent­wi­ckeln, es bleibt bei ein­zel­nen Anekdoten.

Ins­ge­samt war für mich »Vater, Mut­ter, Kim« gut geschrie­ben, ich hab’s aus­ge­spro­chen schnell gele­sen. Die Kom­po­si­tion der Geschichte war für mich dage­gen wirk­lich schlecht, eine durch­ge­hend strin­gente Erzäh­lung habe ich nicht gefun­den. Den Abschluss des Romans halte ich sogar für völ­lig ver­patzt und unglaub­wür­dig. In der Summe daher:

Nette aber nicht zwin­gende Lektüre.

2020 rezensiert, Norwegen