
S. K. Moore
» Life and death of a pirate
Autor: | S. K. Moore (Großbritannien, 2017) |
Titel: | Life and death of a pirate |
Ausgabe: | Fillongley Publications, 2017, englische Originalfassung |
Erstanden: | Antiquarisch |

A really revealing story on a British Pop entrepreneur of the early Sixties. of Reg Calvert. Stories on Ballroom dances, promoting of one Pop-Group after the other, some successful, many not. It’s the story of »Radio City«, one of the smaller British offshore stations, based on a disused WWII fort in the Thames Estuary. And it’s a story of Piracy, dubious negotiations between the companies, which stood behind the Pirates. A story of unpaid bills, an occupation of Radio Citys fort, struggling and fighting and in the end the shooting of Reg Calvert by the dubious Major Smedley. He was never sentenced for this, »if you wear the right tie« summons Reg Calverts daughter Susan, who narrates the story. shortly afterwards, the Anti-Pirate legislation came into fruition, ending nearly all Pirates, Monday, August, the 14th, 1967. A book telling much of unknown sides of the British pop business in the sixties, a book on the restless entrepreneur Reg Calvert, his tough wife Dorothy and their two daughters.
Revealing on the British Pop Pirates of the Sixties
Ein weiteres Buch, das in die Pop-Welt Großbritanniens der sechziger Jahre zurückführt, doch schon Ende der Fünziger beginnend. Es ist die Geschichte eines Entrepreneurs der frühen Pop-Welt, auch eines Radio-Piraten, dessen früher Tod zugleich das Ende der Offshore Sender einläutete. Es ist die Geschichte von Reg Calvert, aufgeschrieben von seiner Tochter. Die Geschichte des Mannes (und seiner Familie), der hinter zahllosen unbekannten und einigen bekannten Beat-Gruppen stand, wie den Fortunes, deren 2. Hit »Caroline«, zur Titelmelodie des wichtigsten Piraten, von Radio Caroline wurde. Und des Mannes hinter dem Piratensender Radio City (»The tower of power«), aus dem der PR-Zufall des »Screaming Lord Sutch« und dessen Radio Sutch entstanden, statt von einem Schiff (wie Caroline, BigL, SRE) von einem ungenutzten WWII Fort, dem Shivering Sands Fort in der Themsemündung sendend.

Bild aus dem Buch »Life and Death of a Pirate« von S.K. Moore
Das Buch zeigt schon eine Pop-Welt in der Vor-Beatles Ära, in der R. Calvert in den Britischen Midlands von der »Pop Kommune« Clifton Hall (Midlands, Derby) aus, zahlreiche junge Musiker zu Gruppen formte, sie promotete und auf Touren schickte. Calverts 2. Standbein war die Organisation von Ballroom Tours, typisch britischen Wochen-End-Tanzveranstaltungen größeren Ausmaßes. Ein Geschäft im Niedergang ab Mitte der sechziger, ein Geschäft in das früh beide Töchter einbezogen wurden.
Calvert stand mit seinem Business in Kontakt mit Hamburger Clubs (Star Club) und machte den vielleicht größten Fehler seines Lebens, als er das Management der (frühen) Beatles ausschlug. Dafür schickte er Gruppen auf Tour wie die Liverbirds (eine Frauengruppe!), die Rockin Berries, die Rolling Stones, die Searchers; entwickelte die Fortunes ebenso wie Pinkertons Assorted Colours (»Mirror Mirror«).
Calverts Tochter Susan schildert ihren Vater als einen verrückten Feuerwerk-Enthusiasten, einen Getriebenen, dabei von einer mehr oder minder erfolgreichen Idee zur nächsten eilend, Familie und Frau vernachlässigenden offenbaren Workaholic. Der viel Geld in manch dubiosem Geschehen versenkte. Als er von Lord Sutch die Idee des Fort-basierten Piratensenders übernimmt, hätte er einen Guide haben sollen, »How to set up a radio station«. Der Sutch-Nachfolger »Radio City« lebte lange viel von Freiwilligen, wurde durch religiöse Sender finanziert, war mit knapp 2 Mio Hörern keiner von den Großen, zeigte aber zur Jahresmitte `66 einen Wochengewinn von 500 £. Die Autorin beleuchtet aus ihrer Sicht auch den für die Seesender – und ihren Vater – letztlich tödlichen Betriebsabschnitt. Da hinein spielen das eher glücklose »Project Atlanta«, mit dem Major Oliver Smedley ins Spiel kommt, ein dubioser Oberklassenfatzke und Aktivist der Liberals. Nun beginnt ein Schmierentheater um gescheiterte Projekte, Fusionsverhandlungen zwischen Radio City, Atlanta, sowie Big L. – Ein Streit um nicht bezahlte Rechnungen (mehrere tausend £), ein Piratenakt, mit dem von Smedley gedungene Schläger Radio City besetzen. Schließlich der Verzweiflungsakt des R. Calvert, den Smedley in geschickter Provokation in seinem (Smedleys) Haus erschießt. Der Major, gut vernetzt, wird nach äußerst dubiosen Verhandlungen nicht bestraft, »if you war the right tie« resigniert die Tochter des Erschossenen. Das war ein Zuviel an Piraterie, die gegen die Radio-Piraten gerichtete Gesetzgebung nimmt Fahrt auf, das Marine Offences Act wird Gesetz, am 14.8.1967 ist Schluss mit den britischen Offshore-Sendern (Caroline widersetzt sich).
Eine äußerst toughe Ehefrau Dorothy Calvert (2 Töchter!) übernimmt die Geschäfte ihres Mannes, schließt Unprofitables, führt Radio City erfolgreich bis zu einem Gerichtsurteil im Februar ’67, wonach das Fort angeblich innerhalb der 3-Meilenzone steht. Sie geht ins Publishing Business, macht erfolgreiche Music Promotion, z. B. für Fleetwood Mac. In Erinnerung bleibt ein leicht skurriler Sender, mit einer kultigen »Auntie Mabel Show« und Ereignissen, die den Anfang vom Ende des Piratengeschehen bedeutete.
Und das bunte, etwas zu abwechslungsreiche Leben einer britischen Mittelklasse-Familie, mitten im Geschäft des »Swinging Britain« der sechziger Jahre zeigt. Mit den anderen, weniger glamourösen Seiten des Geschäfts, mit einem eher unbekannten Gesicht eines schillernden Pop-Business, Blicken in einen Alltag in den britischen Sixties.
Es war ein Zufallsfund in einem Internet Antiquariat, aber was für einer! Ein Fund, der nicht die glamoröse Oberfläche der Piratensender erzählt, sondern hinter die Kulissen blickt. Der die dunkle Seiten des Geschehens erhellt. Der mich endlich verstehen lässt, wieso der gewaltsame Tod des R. Calvert so rasant das Ende der eigentlich beliebten Pop-Piraten einleitete. Und welches Leben im Hintergrund des Britischen Pops der sechziger stand.
Sehr aufschlussreich zu den Piratensendern der Sechziger!
2020 rezensiert, England, Englische Originalausgabe, Fillongley Publications, Piratensender, Popmusik, S. K. Moore, Swinging Sixties