Bruce Chatwin
» The Songlines
Autor: | Bruce Chatwick (Großbritannien 2019) |
Titel: | The songlines |
Ausgabe: | Albino Verlag Berlin, 2019, englische Originalfassung |
Erstanden: | A gift from Australia |
Songlines or Dreaming tracks are central to myths and beliefy of the native Australian folk, the people of Aborigines. Songlines must be walked and besung so to hieve tge creation of the world which exists under the earth. An Aborigine should walk and sing the songlines a couple of times in his life and be able to name, rather sing the striking spots along these tracks. »As it was in Dreamtimes, when the ancestors sang the world into existence.«
Although there are around 200 different Aborigines languages, singing the footprints of the ancestors they will understand each other. »So a musical phrase is a map reference?« »Music is a memory bank for finding one’s way about the world«.
Songlines might get into profound conflict with road or railway contruction and it is but for the last 50 years, that these conflicts will be tried to get solved. However while an Aborigin wants to live in accordance with nature, the White Men is always trying to change and adapt the way he thinks it should be.
Although only 2/3 of the book is on Australia, Chatwick manages to transport the beauty of Aborigine creed, impressions of its wisdom, the culture, the languages of the pepole. That is, those who survived 250 years of white racism and genocide.
Striking and touching
B. Chatwin widmete einen großen Teil seines Lebens nomadischen Völkern, versuchte sie – aus seiner eigenen Ruhelosigkeit heraus – zu verstehen. Mit Hilfe von Aborigine nahe Freunden, insbesondere dem Nachkommen eines einstigen ukrainischen Fremdarbeiters, gelingt es ihm, die Mythen, Schöpfungsvorstellungen und (Teile des) Glaubens der australischen Ureinwohner zu verstehen. Und sie mit diesem Buch mitsamt den großen Widersprüchen zwischen Aborigine-Kultur und »westlicher« Zivilisation dem Leser bekannt zu machen.
Die Songlines sind – für Weiße unsichtbare – historisch-mythische Pfade, die Angehörige eines Aborigine Volks mehrmals in ihrem Leben gehen, um ihnen entlang die Schöpfung zu besingen, die nach ihrer Vorstellung erst durch das Besingen die Welt aus ihrem »Schlummer« unter dem Boden hervorgebracht hat. Andere Bezeichnungen wie »Dreamingtracks«, »Footprints of the ancestors«, »Way of the Law« zeigen die Vielschichtigkeit dieser Pfade. P.13, »…as it was in Dreamtime, when the Ancestors sang the world into existence«.
Viele markante Punkte entlang der Songlines sind so etwas wie Heiligtümer, die nicht durch Profanitäten – wie eine Straße oder Bahnlinie – gestört werden dürfen. Eine tiefgreifende Differenz zwischen Glauben der wenigen Ureinwohner, die den Völkermord der britischen Kolonisatoren überlebt haben und profitorientierter Konsumwirtschaft; begrenzte Rücksichten auf religiöse und moralische Vorstellungen der Aborigines werden erst seit etwa 50 Jahren genommen. – Die Visualisierung der Songlines, die Aborigine Mütter ihren Kindern in den Sand malen, war Ursprung der weltberühmt gewordenen Malereien des Pintubi-Volkes.
Der Autor, ein lockerer »Pom« (austral. Spitzname für Briten) vermittelt dem Leser viele Bekanntschaften auch mit ausgesprochen schrägen Vögeln im »Outback«. Die »Songlines sind aber auch Orientierungspunkte, »so a musical phrase is a map reference?« »Music is a memory bank for finding one’s way about the world««.
Er transportiert auch bittere Wahrheiten, p. 158: »The education program was systematically trying to destroy Aborigine culture and to rope them into market system.«
Wie man Aborigines gerne über den Tisch zieht, wird in einer ziemlich widerlichen Verhandlung zwischen einer (weißen) Kunsthändlerin und einem eingeborenen Malkünstler deutlich: Sie bietet ihm 600 $, er aber fordert 6.000, denn er hat gesehen, dass sie gerade in Adelaide ein ähnliches Werk von ihm für 7.000 $ verkauft! Hinzu kommt ein völlig unterschiedliches Verständnis vom Handeln: Nicht um des Profits willen, sondern zu Austausch und – sie handeln entlang der Songlines!
Bei der Erarbeitung eines Lexikons für die Sprache der Pintupi (eines Aborigine-Volks) geht man Pflanzen durch und notiert den Namen, die Antwort heißt mitunter »came with white man!« Pintupi ist nur eine von rund 200 Aborigine-Sprachen.
Im Buch verflicht der Autor zwei Erzählgänge: Die seines eigenen Nomadendasein, der Forschung über nicht sesshafte Völker – und das Werden seines wachsenden Wissens über die Songlines der Aborigine-Völker. Sein Buch ist damit auch das Credo eines Ruhelosen. Chatwick versteht es dabei dem Leser die Schönheiten und den tief empfundenen Glauben an die Songlines sehr nahe zu bringen, ihn mit Impressionen und Weisheiten einer uns fremden Kultur bekannt zu machen, in eine märchenhaft schöne Kulturwelt unterschiedlicher Aborigine-Völker, ihrer Sprachen einzuführen. Diese Völker sehen ihren Lebenszweck darin, die bestehende Welt zu bewahren, im Einklang mit der Natur zu wirtschaften, während die Weißen sie permament nach ihren Vorstellungen verändern wollen, lässt Chatwick einen Aborigine den Dauer-Konflikt nennen. Das alles transportiert der Autor in einer einfachen und klaren Sprache, deren Englisch auch dem Anfänger zugänglich ist, ein Wörterbuch, das auch australisches Englisch kennt, vorausgesetzt. Auch wenn er das Buch nur zu 2/3 mit der eigentlichen Songline-Geschichte füllen kann und durch andere Reisestories sowie anthropologische Ausflüge ergänzt, es bleibt i.W. eine gefühlvolle, nahe gehende Einführung in zentrale Merkmale des Glaubens und der Mythen- und Sagenwelt einer uns weitgehend unbekannten und von der »westlichen Zivilisation« gründlich dezimierten australischen Urbevölkerung, die Aborigines.
Sehr empfehlenswert
2022 rezensiert, Australien, Bruce Chatwin, Originalfassung, Picador Verlag