Linn Strømsborg
» Nie Nie Nie
Autorin: | Linn Strømsborg |
Titel: | Nie Nie Nie (2019) |
Übersetzer: | Stefan Pluschkat |
Ausgabe: | Dumont Verlag, 1. Auflage 2021, Köln |
Erstanden: | von meiner Tochter |
In ihrem Roman »Nie Nie Nie« stellt Linn Strømsborg uns Leserinnen die Frage: Wie sieht dein Lebensentwurf als junge Frau aus? Willst du irgendwann Kinder haben? Oder beantwortest du diese Frage so wie die Protagonistin: Nie Nie Nie! Damit ist die Antwort der namenlosen Protagonistin eindeutig. Muss sie sich für diese Entscheidung rechtfertigen? Ja, hier im Roman, aber auch in der Realität muss ich mich dafür rechtfertigen, keine Kinder in die Welt setzen zu wollen. Es ist Normalität Kinder zu wollen. Das ist der Rahmen des Romans, uns werden die Gedanken und Gefühle und die Erlebnisse der Protagonistin mit befreundeten Paaren, die sich für ein Kind entschieden haben, mitgeteilt. Aber es findet nie eine Bewertung der jeweiligen Entscheidung statt. So lernen wir ihre Mutter kennen, die schon seit mehreren Jahren Babysachen strickt oder die Freundin Anniken, die schwanger ist, oder Philip der Partner der Protagonistin, der sich ein Kind wünscht. Alltagssituationen von Müttern und Vätern werden beschrieben, sie scheinen völlig überfordert zu sein von ihrer neuen Rolle, auf die sie niemand vorbereitet hat. Aber ebenso werden wunderschöne Momente beschrieben, auf die weder ein Vater noch eine Mutter verzichten möchte. Die Ich-Erzählerin stellt fest: »Ich bin keine Mutter und will auch keine werden. Ich habe mit mir selbst genug zu tun.« (S. 19). Sie macht sich Gedanken über ihren eigenen Lebensentwurf, und wiederholt immer wieder das »Nie Nie Nie«, das bedeutet jedoch nicht, dass sie Kinder nicht mag – ganz im Gegenteil – sie kümmert sich sehr liebevoll um die kleine Ella, das Kind von Anniken.
Auf 250 Seiten lernen wir Lebensentwürfe mit und ohne Kinder kennen, die jedoch nie gegeneinander ausgespielt werden. Dennoch hätte ich mir mehr Diskussion gewünscht über diese unterschiedlichen Vorstellungen, dann hätte man deutlich abwägen können, auch ohne zu einer Bewertung zu kommen. Irgendwann wird die Darstellung etwas eintönig, wenn nur die Erlebnisse mit Kindern im positiven aber auch im negativen Sinne aneinandergereiht werden.
Über die Bemerkung der Protagonistin nach einer Fehlgeburt habe ich mich jedoch etwas gewundert, weil diese Aussage nicht zu den bisherigen passt: »… aber Philip und ich haben etwas verloren, das wir vor wenigen Tagen noch besaßen. Eine Einigkeit, eine Zukunft, ein Kind.« (S. 39). Schwingt hier nach der Fehlgeburt nicht doch Trauer und Verlust und der Wunsch nach einem Kind mit?
Als besonders positiv möchte jedoch hervorheben, dass die Autorin betont, dass es nicht die wichtigste Lebensaufgabe einer Frau ist, ein Kind zur Welt zu bringen, dass eine Frau auch glücklich sein kann ohne Kinder. »Ein Kind zu bekommen, lässt dich die Extremalpunkte deiner Existenz spüren. Es ist die beste und die schlimmste Zeit. … Kein Kind zu bekommen ist die Entscheidung für etwas anderes.« (S. 159).
Thematisch sehr interessant, in der Darstellung eintönig!
Margret Hövermann-Mittelhaus
2024 rezensiert, Dumont Verlag, Feminismus, Linn Strømsborg, Mutterschaft