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Louise Brown
»Was bleibt, wenn wir sterben

Autorin:Louise Brown
Titel:Was bleibt, wenn wir sterben
Aus­gabe:Dio­ge­nes Ver­lag, Zürich 2021
Erstan­den:anti­qua­risch

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Ich habe Louise Brown bei einer Lesung in der Trau­er­werk­statt  in Ber­lin-Ste­glitz ken­nen gelernt und war beein­druckt. Sie ist Trau­er­red­ne­rin und hat ein Buch über das Ster­ben geschrie­ben. Auch wenn wir wis­sen, dass unser Leben end­lich ist, scheuen die meis­ten Men­schen davor, sich mit dem Thema Ster­ben, Tod, Trauer zu beschäf­ti­gen. Daher betont Louise Brown gleich zu Beginn: »Doch die Begeg­nung mit dem Tod kann auch eine Chance in sich ber­gen.« (S. 22). Näm­lich die Chance, sich zu erin­nern. Louise Brown hat hier keine Ansamm­lung von Trau­er­re­den ver­öf­fent­licht, son­dern sie beschreibt, wie sie mit den Trau­ern­den ins Gespräch gekom­men ist und Erin­ne­run­gen hat wie­der leben­dig wer­den las­sen. Dabei stan­den keine beruf­li­chen Erfolge im Vor­der­grund, son­dern der Ver­such, das zu erin­nern, was die­sen Men­schen aus­ge­macht hat. Denn mit dem Tod eines Men­schen kann auch das Wis­sen über ihn ver­lo­ren gehen. »Trauer besteht jedoch nicht nur aus Trau­rig­keit«, betont die Autorin. »Oft sind es die Men­schen, um die wir trau­ern, die uns vor­ge­lebt haben, wie das geht; wie man dem Ernst des Lebens mit etwas Leich­tig­keit begeg­nen kann, bis in den Tod«. (S. 55).

Daher sollte die Indi­vi­dua­li­tät des Men­schen bei einer Trau­er­rede im Vor­der­grund ste­hen, über die lie­bens­wer­ten Marot­ten des Ver­stor­be­nen sollte gespro­chen wer­den, so dass viel­leicht ein Schmun­zeln auf den Gesich­tern der Hin­ter­blie­be­nen ent­steht, aber auch über »die kon­flikt­rei­chen Sei­ten eines Men­schen, die die Hin­ter­blie­be­nen umso mehr schmer­zen, als es keine Hoff­nung auf eine Annä­he­rung oder Aus­söh­nung gibt.« (S. 123).

Immer wie­der for­dert die Autorin uns auf, uns mit dem Thema Ster­ben zu beschäf­ti­gen, denn »wir wis­sen nicht, wann und wie wir ster­ben wer­den. Aber wir kön­nen, glaube ich, an unse­rem Lebens­ende mehr bestim­men, als wir zu Leb­zei­ten glau­ben. Das Leben ist nicht nur etwas, was einem pas­siert.« (S. 149).

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Louise Brown lebt und arbei­tet in Ham­burg Foto: Gene Glover / © Dio­ge­nes Ver­lag | Quelle

Es han­delt sich hier um ein sehr per­sön­li­ches Buch, denn die Autorin erzählt auch vom Tod ihrer Eltern und wie sie damit umge­gan­gen ist. Das war für sie der Aus­gangs­punkt, um über das Ster­ben nach­zu­den­ken, viel­leicht sogar zu medi­tie­ren. »Man kann die Trauer nicht umge­hen, man kann nur mit ihr oder durch sie hin­durch­ge­hen.« (S. 180)

Jetzt gehe ich noch­mal zum ers­ten Zitat zurück, wenn Louise Brown betont, dass die Begeg­nung mit dem Tod auch eine Chance in sich berge. Sie hat sich sehr inten­siv mit dem Thema Tod beschäf­tigt, das habe zum einen ihre Ein­stel­lung zum Tod ver­än­dert, aber vor allem ihre Hal­tung zum Leben. »Ich schätze den All­tag auf jeden Fall mehr, also jeder Tag ohne Krise und ohne Ver­lust ist für mich ein Geschenk. Wenn ich meine Kin­der beob­achte, ver­su­che ich das, was ich da sehe, irgend­wie fest­zu­hal­ten wie mit einer inne­ren Kamera. Weil ich weiß, dass das die Erin­ne­run­gen sind, die mir spä­ter ganz viel Wärme und Kraft schen­ken wer­den.« Quelle

Die Beschäf­ti­gung mit dem Thema Tod ver­än­dert auch die Hal­tung zum Leben!

Lesens­wert!

Unterschrift
Mar­gret Hövermann-Mittelhaus

2024 rezensiert, Diogenes Verlag, Louise Brown, Sterben, Trauer, Trauerrednerin