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Strindberg

August Strind­berg
» Die Beichte eines Toren

Autor:August Strind­berg (Schwe­den, 1912)
Titel:Die Beichte eines Toren
Über­set­zung:Emil Sche­ring
Aus­gabe:Ver­lag Georg Mül­ler, 3. Auf­lage, 1912
Erstan­den:Anti­qua­riat M. Kross, Bippen

Strindberg

Ein Buch, das jedes Urteil über Strind­berg als manisch von Frauen beses­se­nen Frau­en­has­ser bestätigt.

Dabei ist es eine wirk­lich span­nende Geschichte einer immer tol­ler wer­den­den »Ménage à quatre«, ein Buch von Emo­tio­nen gepeitscht, von einem Men­schen, der nach Empa­thie schreit. Ein Autor, der Frauen mal als Mut­ter, mal als Hure sieht und schließ­lich vor ihnen flieht. Und so auch einen Teil sei­ner eige­nen Geschichte erzählt. Dabei wer­den meis­ter­haft Land­schaf­ten beschrie­ben und Stim­mun­gen aus­ge­drückt. Und der­art intime Details der Lieb­schaf­ten nie­der­ge­schrie­ben, dass es 1912 (!) einen wahr­haf­ten Skan­dal aus­ge­löst haben muss.

So ist er, der ewige Kampf mit dem Trieb, der den Mann ernied­rigt und an dem – laut Strind­berg – die Frau schuld ist.

Die Ménage ent­wi­ckelt sich in eine neue Ehe, neue Schwan­ger­schaf­ten, ein Kind das stirbt, Sex unter Frauen – ver­sucht er ein gan­zes Sittengemälde ?

Die Ehe aber ent­wi­ckelt sich zu einem Krieg, aber trotz der Ehe­hölle kom­men lite­ra­ri­scher und wis­sen­schaft­li­cher Erfolg – wie­der ein Stück Auto­bio­gra­fie. Und man muss bei aller Manie und aller Getrie­ben­heit eine sehr schöne, teils epi­sche Spra­che kon­sta­tie­ren, wie bei der Schil­de­rung einer ein­sa­men Schäre.

Den Kon­trast zwi­schen Arm und Reich streift er auch, die Ideen der Frau­en­eman­zi­pa­tion sind jedoch ver­rückt. Und dage­gen schreibt Strind­berg ein Buch mit Ehe­ge­schich­ten, in denen er »beweist«, das der Mann über­le­gen ist. Er ist wirk­lich manisch beses­sen in die­sem Ehe­krieg, ein­fach gru­se­lig; schla­gen und Sex mit ein­an­der haben, nichts wird aus­ge­las­sen, Hei­li­ger Strohsack!

Und damit es nie­mand über­sieht, erklärt der Dich­ter aus­drück­lich im Nach­wort: Es geht um die Befrei­ung von der Geschlechtlichkeit!

Das ihm das nie gelun­gen ist, beweist nicht zuletzt die­ses übri­gens auf Fran­zö­sisch geschrie­bene Buch. Ein ein­drucks­vol­les Zeug­nis der mani­schen Frau­en­be­ses­sen­heit eines gro­ßen Dich­ters. Sehr lesens­wert, ein Zeit- und Lite­ra­tur­zeug­nis, was viel­leicht nicht jeder aus­zu­hal­ten oder nach­voll­zie­hen mag.

Strindberg-Foto
Ein im Vor­satz des Buches ent­hal­te­nes Bild von Strind­berg – cha­rak­te­ris­tisch für Autor und Titel­held gleichermaßen

Für mich: Ein lite­ra­ri­sches Zeugnis,

sehr lesens­wert

2016 rezensiert, August Strindberg, Schweden, Verlag Georg Müller