Peter Townshend
» Duell der Adler
Autor: | Peter Townshend (Großbritannien, 1969/70) |
Titel: | Duell der Adler - Die R.A.F. gegen die Luftwaffe |
Ausgabe: | Deutscher Bücherbund, nach Goverts Krüger Stahlberg Verlag, 1970 |
Erstanden: | Antiquariat Bücherwurm, M. Kross, Bippen |
Die sogenannte »Luftschlacht um England« im 2. Weltkrieg ist ein Thema, das die Briten bis heute fasziniert. Zunächst stößt aber die Landknechtsmentalität ab, mit der Townshend und sein Nazi-Gegenüber Steinhoff (Vorwort) ihr Wirken verharmlosend burschikos rückerinnern. Zumal der Autor, dem eine Romanze mit Prinzessin Margret nachgesagt wurde, sowohl seine politische, als auch seine militärstrategischen Ahnungslosigkeit oft genug verrät. So schien das Buch zunächst nur für Militärfanatiker interessant.
Dann aber spinnt Townshend, einst selbst aktiver RAF-Pilot in eben dieser Schlacht, einen interessanten Bogen zur Vorgeschichte im ersten Weltkrieg. Wobei der fette Göring trotz seines eklatanten militärischen und organisatorischem Versagens erstaunlich gut wegkommt. Dabei verhält sich der Autor merkwürdig ahistorisch zur Zwischenkriegszeit, der deutschen Wiederbewaffnung, der Machtergreifung und der Appeasement-Politik Großbrittaniens. Angesichts der globalen westlichen Geschichtsverfälschungen überrascht seine Überschätzung der Luftschlacht um England wenig. Einem Land, das (mit)verantwortlich für die Untätigkeit des »Drôle de guerre« und das Desaster von Dünkirchen war und dann fast vier Jahre dem Schlachten in der Sowjetunion mehr zusah, als zu helfen und um schließlich mit der besonderen Barbarei des Luftkriegs zu »glänzen«. – Aus der Sicht Townshends gab es diese, für mich nachvollziehbare Faktoren, die für die deutsche Niederlage in der Luftschlacht entscheidend waren:
- Die britische Organisation der Abwehr, inclusive Radar.
- Das hohe Fachwissen in der militärischen Leitung (Dowding, Park)
- Die zu langsame Ju 87 (250 km/h), die fehlende Reichweite der Me 109, keine Fernbomber
- Grobe Fehleinschätzungen Görings: Keine Konzentration auf die Zerstörung der südenglischen Flugplätze und Radarstationen.
- Die deutliche Unterschätzung des Gegners.
Das mag alles stimmen, aber die Hauptsache, den Wechsel des deutschen Fokus mit dem Überfall auf die Sowjetunion, sollte auch ein britischer Oberst nicht übersehen dürfen.
Lesbar ist das Ganze so nur für historisch Interessierte, die dann darüber hinweg lesen müssen, wie unkritisch Nazi-Größen und ihre Legenden transportiert werden. Was sich auch in dem sehr einseitigen Literaturverzeichnis (C. Shirer, A. Bullocks, Kesselring, Raeder, Seeckt sowie Warlimont und Konsorten) manifestiert.
Mit einigen Abstrichen
… noch lesbar.
2. Weltkrieg, 2016 rezensiert, Geschichte, Luftschlacht um England, Peter Townshend