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Knausgard

Karl Ove Knaus­gård
» Lie­ben

Autor:Karl Ove Knaus­gård (Nor­we­gen, 2016)
Titel:Lie­ben
Aus­gabe:btb, Taschen­buch Son­der­aus­gabe Februar 2016
Erstan­den:Buch­hand­lung Volk, Recke

Knausgard

Das ist ein Buch wie (schlech­tes) Fern­se­hen, man wird pau­sen­los berie­selt, kann sich spä­ter an nichts erin­nern und stellt dann fest: Es war eigent­lich ohne jeden Inhalt. Viele, viele Sei­ten sind so span­nend wie ein Ein­kaufs­zet­tel, stink­lang­wei­lig und man fragt sich nur, was soll’s?

Der Autor scheint seine Leser auch für sehr ver­gess­lich zu hal­ten, warum sonst weist er spä­tes­tens nach 15 Sei­ten dar­auf hin, dass er raucht? Man muss sich bald fra­gen: Wenn ein Schein-Autist eine Manisch-Depres­sive hei­ra­tet, was kommt dabei her­aus? Auf jeden Fall etwas, wo einem die Kin­der der bei­den nur leid tun kön­nen, siehe S. 970 diese Aus­gabe. – Warum nur, zählt er immer wie­der auf, was für tolle Bücher er kauft, wenn er sie dann doch nicht liest? Hätte er sie nur gele­sen (S. 879) und wenigs­tens einige ver­stan­den, dann wäre dies viel­leicht ein etwas klü­ge­res, halb­wegs les­ba­res Buch geworden.

Nur ein Zitat aus die­ser Samm­lung von gren­zen­lo­sem Stuss, die ihren Platz bes­ten­falls auf der Witz­seite »Spon« (=Spie­gel online) ver­dient hätte: So auf S. 172: »Die Unter­schiede zwi­schen Staa­ten, Kul­tu­ren und Men­schen wer­den über­all abge­baut“ – was für ein ober­fläch­li­cher Seich! – Und wenn man die Beschrei­bun­gen von Stock­holm oder Süd-Nor­we­gens (Tromøya+Arendal) über­blät­tert: Man hat es zig­mal bes­ser gele­sen, z.B. bei Sjöwall/Wahlöo. – Dann seine Fehl­ein­schät­zung nor­we­gi­scher Lite­ra­tur: Er kennt nur Kjar­tan Fløg­stad, Terje Veesas, aber wo blei­ben Johan Bor­gen (Lil­lelord) oder Espen Haa­vards­holm, Ketil Børn­stad? Der Autor und ich schei­nen in lite­ra­ri­schen Par­al­lel­uni­ver­sen zu leben: Wir haben ca. 30 nor­we­gi­sche Autoren im Bücher­schrank, er zählt keine 5 davon auf. Von denen, die er nennt, kenne ich wie­derum die wenigs­ten. Oder Knaus­gårds Ein­schät­zun­gen: Ham­sun als Arbei­ter­dich­ter – da lachen die Hüh­ner. Roy Jacob­son als Dich­ter der Arbei­ter­par­tei – plat­tes Bild-Zei­tungs­ni­veau; man denke nur an »Der Som­mer, in dem Linda schwim­men lernte«. – Knaus­gårds pseudo-phi­lo­so­phi­schen Ergüsse sind zumeist rei­ner Stuss, er hätte die angeb­lich gekauf­ten Bücher doch bes­ser lesen sol­len, wie etwa »1984«, nur dürfte er davon erheb­lich über­for­dert gewe­sen sein. Knaus­gårds schwätzt und sülzt ein­fach unbe­schreib­lich. Warum ist das Buch so dick? Weil er es nicht ein­mal ansatz­weise fer­tig bringt, Dinge auf den Punkt zu brin­gen, den Kern von etwas her­aus­zu­ar­bei­ten. Er ist kein Schrift­stel­ler, son­dern ein grau­en­haf­ter Dumm­schwät­zer. Ein gutes Bei­spiel, dass Best­sel­ler von Main­stream­lis­ten oft nichts tau­gen. Ein Fall bedau­er­li­cher Zeit- und Papier­ver­schwen­dung. Schließ­lich lei­det der Autor an erheb­li­cher Selbst­über­schät­zung, nicht nur, dass er sechs dicke Bände für seine Auto­bio­gra­fie ver­schwen­det, die kaum 5 Zei­len in Wiki wert wäre, nein, er nennt das Ding auch noch „Min kamp“ – »Mein Kampf« zu deutsch. Manch­mal ist es doch gut, das in der Über­set­zung nicht der Ori­gi­nal­ti­tel ver­wen­det wird – obwohl: »Mein Krampf« durch­aus adäquat gewe­sen wäre.

Von Kauf und Lek­türe abzuraten!

2016 rezensiert, autobiografisch, btb Verlag, Karl Ove Knausgård, Norwegen