Maurice Herzog
» Annapurna – Erster Achttausender
Autor: | Maurice Herzog (Frankreich, 1951) |
Titel: | Annapurna Erster Achttausender |
Ausgabe: | Ullstein, 1952, 2. Auflage |
Erstanden: | Antiquarisch aus dem Landbuchhandel Kross, Bippen |
Aus eigenem Erleben der alpinen Bergwelt (IV. Grad) und der Neugier auf Pioniere mein Interesse, daher lese ich z. B. das Buch des Franzosen über die Erstersteigung des Annapurna (1950), des ersten Achttausenders überhaupt! Auch wenn dessen Darstellungen des Gipfelsiegs umstritten sind (man muss wohl dazu die Version seines damaligen Partners Lachenal lesen). Sie gefallen mir besser als die nationalistisch-kämpferischen Epistel deutscher Expeditionen dieser Zeit oder die Werke des totalen Egozentrikers Messner. – Hier war die Crème der französischen Bergsteiger (Herzog, Lachenal, Rébuffat, Terray) vor einer riesigen Herausforderung. Mit einer für heutige Verhältnisse lächerlichen Ausrüstung (die zu leichten Schuhe sorgten für schwere Erfrierungen), sie wussten nicht an welcher Stelle und wie sie auf den Gipfel kommen sollten, niemand konnte es ihnen sagen. Sie hatten falsche Karten, das Gebiet war tteilweise unerforscht. Es fehlte aber auch an an Himalaya- und Expeditionserfahrung. Der Funk funktioniert nicht, fragwürdig der permanente Einsatz von Schlafmitteln. Ausgerechnet Terray und Rébuffat (stärker als Herzog) müssen auf den Gipfel verzichten.
Ihre Leistung mussten sie mit unerträglichen Schmerzen, monatelanger Behandlung und schweren Gesundheitsschäden (Amputationen) bezahlen, knapp am Tod vorbei – aber sie waren die Ersten; für mich faszinierend. Ihre Suche nach dem Weg, Irr- und Umwege (unter Himalaya-Bedingungen), der Aufstieg, der Schneesturm, Stürze, Übernachtungen in einer Gletscherspalte, extrem mühsamer Rückweg und Rücktransport der Schwerverwundeten, wenig blieb ihnen erspart.
Ein wenig mehr Einsatz von Ghostwritern hätte der Spannung des Buchs sicher gut getan, wobei das Geschehen selbst für einige Abwechslung sorgt.
Es bleiben einige Fragen: War es das alles wert? Wo bleibt eine Selbstkritik? Und wie ist eigentlich das Fazit dieser Expedition? Was man vom späteren gaullistischen Politiker Herzog (Bürgermeister von Chamonix, Staatssekretär) doch hätte erwarten können?
Aber entstehen diese Fragen nicht nach jeder mit schweren Opfern bezahlten außergewöhnlichen Leistung? Ein gut lesbares Buch einer schweren Expedition im Himalaya, mit der Ersteigung des ersten Gipfels eines mehr als 8000 m hohen Bergs überhaupt, für mich
faszinierend!
2016 rezensiert, Achttausender, Erstbesteigung, Frankreich, Himalaja, Louis Lachenal, Maurice Herzog