August Strindberg
» Die Inselbauern
Autor: | August Strindberg (Schweden, 1887) |
Titel: | Die Inselbauern (Die Leute auf Hemsö) |
Ausgabe: | Georg Müller, München, 1922 |
Übersetzung: | Emil Schering |
Erstanden: | Antiquarisch vom Landbuchhandel Kross, Bippen |
Es ist wieder diese zauberhafte, knapp 100 Jahre alte Ausgabe, »verdeutscht von Emil Schering«, dem auch gerne zensierende bzw. entschärfende Texteingriffe vorgeworfen werden, die mir aber zusätzliches Lesevergnügen bereitet.
Dabei ist dies ein einfacher und gut zu lesender Strindberg, der die Saga von Aufstieg und Fall des Knechts Carlsson auf einem Hof auf den Stockholmer Schären erzählt. Das beginnt mit der schönen Schären-Natur und den Eigenheiten der Bewohner, deren schlauerer Teil im Staatsdienst ist – so der Autor. Ausnahmsweise steht nicht Strindbergs Frauenhass im Vordergrund, sondern das Leben des Knecht Carlsson auf dem Schärenhof des verstorbenen Altbauern, seiner zukünftigen Frau, dem der Jagd gewidmeten faulen Sohn, Knechten und Mägden, Sommergästen, dem saufenden Pfarrer und den Bewohnern der umliegenden Schären. Die wenig von einem zugereisten Knecht als neuem Hofbesitzer halten.
Das ist meist vortrefflich unterhaltend und fesselnd über die Insellandschaft, ihre Bewohner, die Natur und das Schären-Leben in alter Zeit geschrieben. Der Knecht, der den Hof wieder hochbringt, kommt mittels der Heirat mit der Bauernwitwe in eine neue soziale Rolle – und damit scharfe Konflikte mit dem Sohn, dem Altknecht, den alteingesessenen Inselbewohnern und besonders dem Pfarrer, der den Knecht bei seinem ersten Hofbesuch schlicht aus der Küche provoziert: »Was hast Du hier zu suchen?«
Strindberg besticht hier mit viel Naturliebe und botanischen Kenntnissen und so wird das große Ereignis der Mahd auch als Zerstörung der Blumenwiesen geschildert. Die Liebe und deren Schäkereien kommen nicht zu kurz, mit der Köchin der Sommergäste, zwischen Knechten und Mägden, besonders in langen schwedischen Sommernächten. Köstlich seine Figur des verbauerten Pastors, der sein Leben armselig zwischen Fischfang und Landwirtschaft fristet. Der auf der Hochzeit der Hofbesitzerswitwe mit dem Knecht so abgefüllt wird, das er sich hackevoll im Brautbett gelandet einmacht und – mistet; der arme Bräutigam darf die Schweinerei beseitigen. Dabei hat er über den Saufbruder triumphiert, der ihm mit dem Sohn der Witwe eigentlich einen gemeinen Streich spielen wollte. Zuvor ist Carlsson als verliebter, aber einfacher Landmann bei der Köchin der in die Stadt heimgekehrten Sommergäste auf das übelste abgefahren, so tröstet er sich ja mit der bejahrten, aber auch betuchten Witwe. Das mündet in ein fast apokalyptisches und drastisches Ende der Neuvermählten, die Einheimischen haben es dem Värmländer Trottel Carlsson, der viel von Landwirtschaft, aber nichts von der Seefahrerei versteht, am Ende so richtig gezeigt. – Das bringt viel Atmosphäre aus dem ländlichen Schweden des 19 . Jahrhunderts, oft meisterhaft in Szene gesetzt, Naturschönheiten wirklich nahebringend, Schärenleben bildhaft greifbar machend. Eine wirklich nette Natur- und Schicksallsaga aus alter Zeit, sehr kurzweilig und angenehm lesbar, wohl ein eher untypischer Strindberg.
Gute Unterhaltung aus alter Zeit
2017 rezensiert, August Strindberg, Bauern, Fischer Verlag, Georg Müller, Natur, Schweden, Schären