Antje Boesler
» Tagebuch einer Berliner Busfahrerin
Autor: | Antje Boesler (Derutschland, 2016) |
Titel: | Tagebuch einer Berliner Busfahrerin |
Ausgabe: | Selbstverlag, 2016 |
Erstanden: | Buchhandlung Volk, Recke |
Die »großen Gelben«, wie die Doppeldeckerbusse des öffenlichen Nahverkehrs in Berlin genannt werden, fand ich immer respekteinflößend. Und aus dem Straßenbild so wenig wegzudenken wie einst die Londoner Routemaster. Und es gab sie gleichermaßen in Ost und Westberlin, wie ich bei meinen Besuchen der Oma in Lichtenberg (Ost-Berlin) feststellen konnte.
Ich kannte Busse noch mit offenem Heckeinstieg, Raucherabteil (oben) und Schaffner. Das ist lange vorbei, heute muss ein einzelner Busfahrer bzw. Fahrerin alles selbst managen. Und das alles in einem unglaublich hektisch und aggressiv gewordenem Stadtverkehr. Wo die Busspuren gerne als Parkplätze missbraucht werden. Und rücksichtslose Autofahrer selbst vollbesetzte Busse schneiden, ausbremsen und keinerlei Rücksicht nehmen.
So einen Bus zu fahren, das halte ich schon per se für eine Leistung. Wobei es leider immer noch nur eine recht geringe Zahl an Fahrerinnen gibt. Obwohl diese nach meinem Eindruck als älterer und behinderter Mensch die besseren Fahrerinnen sind, nicht abrupt bremsen oder beschleunigen.
Eine von ihnen, Antje Roesler, hat ein launisches Buch über ihren Alltag als Lenkerin eines solchen Monstrums geschrieben. Der gelernten Köchin, die im zweiten Bildungsweg erst den Beruf als Busfahrerin lernte und dann auch noch zur U-Bahn Fahrerin wurde, erstmal meinen großen Respekt für diesen Lebensweg und die Stationen, die sie gemeistert hat. Als Berliner war ich neugierig auf ihre Geschichten aus dem Alltag einer Busfahrerin, der mit wachsender Aggressivität eines Teils des Publikums und einem mitunter irren Verkehr große Ansprüche stellt. Ihre Geschichten sind teils nett, teils (sehr) witzig, manchmal aber auch langweilig. Leider erliegt die Autorin der Versuchung der Selbstdarstellung, was das Buch – zusammen mit dem unzureichend lektorierten und mitunter peinlichem Stil – nicht wirklich zum Vergnügen macht. Wozu auch der großbuchstabige Satz mit (ca.) 20 pt Durchschuss – fernab jeder echten Typographie – beiträgt.