Unda Hörner
» 1919 – Das Jahr der Frauen
Autor: | Unda Hörner (Deutschland, 2014) |
Titel: | 1919 Das Jahr der Frauen |
Ausgabe: | Ebersbach&Simon, 2018 |
Erstanden: | Buchhandlung Volk, Recke |
Ein interessanter Versuch, 100 Jahre später historisch wichtige, vor allem europäische Frauengestalten, in Erinnerung zu rufen. Leider startet U. Hörner mit dem groben Faux-Pas eines völlig unangemessenen Zitat von Graf Kessler zur Ermordung von Rosa Luxemburg (und Karl Liebknecht) durch rechte Soldateska.
Im Folgenden führt die Autorin fraglos interessante Frauen auf, wie die Dadaistin Hannah Höch und ihre meisterhaften Kollagen, die AWO-Gründerin Marie Judasz, Marie Curie, Else Lasker-Schüler, die bibliophile Sylvia Beach in Paris, Clara Grundwalds Montessori Pädagogik und die Gründung der ersten Waldorf-Schule – mit dem Geld einer Zigarettenfabrik!
Erwähnt wird, dass es im vielgerühmten Bauhaus keine echte Gleichberechtigung für Frauen gab.
Bemerkenswert die Einschätzung zur Weimarer Verfassung, dass dort »ledige Mütter nach wie vor gefallene Mädchen sind, die nur eingeschränkte Rechte besitzen.« Das ist eine der wenigen wirklich politischen Einschätzungen des Buchs. Dass der Autorin doch der rechte Maßstab für ihre Personenwahl, ihre Darstellung und vor allem ihre historisch-politischen Einordnungen fehlt, merkt man spätestens an den völlig unangemessenen und lang aufgebauschten Geschichtchen über Coco Chanel und (die königstreue) Alma Mahler-Werfel. Was haben wohl Chanels Mode und eine weibliche Tennisspielerin mit der Emanzipation der Frauen in Europa zu tun?
Es war eine nette Bahnlektüre im Februar auf der Reise zu meinem 50-jährigen Abitursjubiläum. Aber es war leider nur ein verlängertes Feuilleton, das man nicht unbedingt kennen muss.
Verzichtbar
20. Jahrhundert, 2019 rezensiert, Ebersbach & Simon, Frauen, Geschichte, Unda Hörner