Über Travens sechsbändigen Caoba-Zyklus
Autor: | B. Traven (Deutschland, 1931-1940) |
Titel: | Der Caoba-Zyklus, 6 Bände |
Ausgabe: | Büchergilde Gutenberg, 1977 - 1981 |
Erstanden: | Aus dem Nachlass meiner Familie |
Der Caoba-Zyklus beruht auf dem realen Geschehen in Mexiko um 1910, was Traven im mexikanischen Exil ab 1923 fast ein Jahrzehnt gründlich recherchierte. – Wenn Traven hier zeigen wollte, wie ein international verflochtenes kapitalistisches System auf kein Verbrechen in der Rohstoff-Gewinnung verzichtet, dann ist ihm das geradezu unterhaltsam gelungen.
Wenn ein Leser meint, dass gäbe es heute in dieser Form kaum noch oder gar nicht mehr, so muss er nur Mahagoni durch andere Stoffe ersetzen, etwa seltene Erden oder Uran, to name but a few. Unwahrscheinlich gut, wie Traven 50 Jahre vor dem Begriff »Globalisierung« zeigt, wie diese die Verelendung mexikanischer Indios in einem diktatorischen Korruptionssystem zementiert. Was keinen »westlichen« Staat je vom Handel und kein Unternehmen vom Geschäft mit Mahagoni abhielt, egal wieviel tausende Liter Indioblut daran kleben.
Möglich, dass man dem Autor nicht jedes Detail abnehmen muss und ein bisschen »Karl-May-Schreibe«, sprich am Schreibtisch Erdachtes eingeflossen und nicht alle Schilderungen authentisch sind. Dieser Mahagoni-Zyklus von Traven ist aber auch eine Ode an die Rebellion der Armen, der Unterdrückten, an die Revolution zur Befreiung des Menschen vom Menschen, da zählt nicht die absolute Faktentreue. – Kein Wunder, dass Schreiberlinge des Neo-Liberalismus das weder verstehen, noch gutheißen können und im Bedarfsfall verfälschen.
Es ist eine schöne Revolutionssaga, derer es nicht allzu viele gibt, in der Weltliteratur – insbesondere solche, die nicht unter der Knute des autoritären »Staatssozialismus« verbogen worden sind. Es ist eine feine Saga, weil sie zeigt, Aufbegehren geht, Unterdrückung ist nicht unabänderlich, dass Rebellion siegreich sein kann. Dass selbst die Ärmsten ihr Schicksal in die Hand nehmen und es verändern können.
Ein großes Manko dabei: Traven beschreibt die siegreiche Rebellion, nicht aber die Revolution (danach), die die Lebensumstände der Menschen erst dauerhaft verändern könnte. Das war zu seinen Leb-und Schreibzeiten sicherlich sehr schwer, soll aber angemerkt werden.
Was bleibt sind sechs zumeist spannende Bände in klarer Sprache (die ersten beiden erschienen noch vor 1933 in?Deutschland), auch für Menschen, die des Lesens weniger gewohnt sind, gut geeignet. Die Protagonisten sind Personen, die man am Rande des Lebens wähnt, bettelarm, recht- und kulturlos, aber dennoch aufstehend und für ihre Rechte eintretend und handelnd.
Wer schreibt heute schon 6-bändige Revolutionsepen ?
Ich bin diesen Medien für Informationen und Bildmaterial zu B. Traven dankbar:
Besonders informativ das antiquarisch erhältliche Werk von Wolfgang Kießling und Rainer Thuß, »Brücken nach Mexiko«, Dietz Verlag Berlin, DDR, 1989 einzigartig über deutsche Schriftsteller im mexikanischen Exil und besonders zu B. Traven.
2019 rezensiert, Abenteuer, B. Traven, Büchergilde Gutenberg, Caoba-Zyklus, Latein-Amerika