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Traven-dritte-gast

Über Tra­vens sechs­bän­di­gen Caoba-Zyklus

Autor:B. Tra­ven (Deutsch­land, 1931-1940)
Titel:Der Caoba-Zyklus, 6 Bände
Aus­gabe:Bücher­gilde Guten­berg, 1977 - 1981
Erstan­den:Aus dem Nach­lass mei­ner Familie
Traven-dritte-gast
Tra­vens »Der dritte Gast«, hier in der DDR Aus­gabe von Volk & Welt von 1958. Eine Novelle zwi­schen Mär­chen und Sci­ence Fic­tion, kom­plett anders als der Caoba-Zyklus.

Der Caoba-Zyklus beruht auf dem rea­len Gesche­hen in Mexiko um 1910, was Tra­ven im mexi­ka­ni­schen Exil ab 1923 fast ein Jahr­zehnt gründ­lich recher­chierte. – Wenn Tra­ven hier zei­gen wollte, wie ein inter­na­tio­nal ver­floch­te­nes kapi­ta­lis­ti­sches Sys­tem auf kein Ver­bre­chen in der Roh­stoff-Gewin­nung ver­zich­tet, dann ist ihm das gera­dezu unter­halt­sam gelungen.

Wenn ein Leser meint, dass gäbe es heute in die­ser Form kaum noch oder gar nicht mehr, so muss er nur Maha­goni durch andere Stoffe erset­zen, etwa sel­tene Erden oder Uran, to name but a few. Unwahr­schein­lich gut, wie Tra­ven 50 Jahre vor dem Begriff »Glo­ba­li­sie­rung« zeigt, wie diese die Ver­elen­dung mexi­ka­ni­scher Indios in einem dik­ta­to­ri­schen Kor­rup­ti­ons­sys­tem ze­men­tiert. Was kei­nen »west­li­chen« Staat je vom Han­del und kein Unter­neh­men vom Geschäft mit Maha­goni abhielt, egal wie­viel tau­sende Liter Indio­blut daran kleben.

Mög­lich, dass man dem Autor nicht jedes Detail abneh­men muss und ein biss­chen »Karl-May-Schreibe«, sprich am Schreib­tisch Erdach­tes ein­ge­flos­sen und nicht alle Schil­de­run­gen authen­tisch sind. Die­ser Maha­goni-Zyklus von Tra­ven ist aber auch eine Ode an die Rebel­lion der Armen, der Un­ter­drückten, an die Revo­lu­tion zur Befrei­ung des Men­schen vom Men­schen, da zählt nicht die abso­lute Fak­ten­treue. – Kein Wun­der, dass Schrei­ber­linge des Neo-Libe­ra­lis­mus das weder ver­ste­hen, noch gut­hei­ßen kön­nen und im Bedarfs­fall verfälschen.

Es ist eine schöne Revo­lu­ti­ons­saga, derer es nicht allzu viele gibt, in der Welt­li­te­ra­tur – ins­be­son­dere sol­che, die nicht unter der Knute des auto­ri­tä­ren »Staats­so­zia­lis­mus« ver­bo­gen wor­den sind. Es ist eine feine Saga, weil sie zeigt, Auf­be­geh­ren geht, Unter­drü­ckung ist nicht unab­än­der­lich, dass Rebel­lion sieg­reich sein kann. Dass selbst die Ärms­ten ihr Schick­sal in die Hand neh­men und es ver­än­dern können.

Ein gro­ßes Manko dabei: Tra­ven beschreibt die sieg­rei­che Rebel­lion, nicht aber die Revo­lution (danach), die die Lebens­um­stände der Men­schen erst dau­er­haft ver­än­dern könnte. Das war zu sei­nen Leb-und Schreib­zei­ten sicher­lich sehr schwer, soll aber ange­merkt werden.

Was bleibt sind sechs zumeist span­nende Bände in kla­rer Spra­che (die ers­ten bei­den erschie­nen noch vor 1933 in?Deutschland), auch für Men­schen, die des Lesens weni­ger gewohnt sind, gut geeig­net. Die Prot­ago­nis­ten sind Per­so­nen, die man am Rande des Lebens wähnt, bet­tel­arm, recht- und kul­tur­los, aber den­noch auf­ste­hend und für ihre Rechte ein­tre­tend und handelnd.

Wer schreibt heute schon 6-bän­dige Revolutionsepen ?


Ich bin die­sen Medien für Infor­ma­tio­nen und Bild­ma­te­rial zu B. Tra­ven dankbar:

Beson­ders infor­ma­tiv das anti­qua­risch erhält­li­che Werk von Wolf­gang Kieß­ling und Rai­ner Thuß, »Brü­cken nach Mexiko«, Dietz Ver­lag Ber­lin, DDR, 1989 ein­zig­ar­tig über deut­sche Schrift­stel­ler im mexi­ka­ni­schen Exil und beson­ders zu B. Traven.

2019 rezensiert, Abenteuer, B. Traven, Büchergilde Gutenberg, Caoba-Zyklus, Latein-Amerika