Zurab Karumidze
» Dagny oder ein Fest der Liebe
Autor: | Zurab Karumidze (Georgien, 2013) |
Titel: | Dagny oder ein Fest der Liebe |
Ausgabe: | Weidle Verlag, 2017 |
Erstanden: | Buchhandlung Volk/Recke, ein Tip vom ND |
Angekündigt als georgischer Roman über die Größe der norwegischen Boheme (und Modell für Edvard Munch) um die Wende zum 20. Jahrhundert, Dagny Juel, erwies sich das Buch als enttäuschender Etikettenschwindel. Wer aus zahlreichen skandinavischen literarischen Zeugnissen (Ketil Børnstad, Atle Næs, Hans Jaeger) vororientiert, Aufschluss über das letzte Stück Lebensweg, über die Frau, den Menschen Dagny erwartete, wird grausam enttäuscht. Der Autor tut so, als würde er über die Juel schreiben und das Verlagsmarketing schwindelt hinzu, dass der junge Stalin eine Rolle in dem Werk spielen würde. – Ja, es ist eine ausschweifende, zügellose »schamanische« Geschichte, über Skandale in Tiflis vor über 100 Jahren, aber erzählt sie wirklich etwas außer pseudo-esoterischen Phantasmen? Es erweist sich doch nur eine als Roman getarnte Sammlung mehr oder minder geklauter Zitate anderer Werke, die oft nicht einmal sauber gekennzeichnet sind. Alles ganz nett, scheinbar wild und fantastisch und doch bestenfalls für eine Kurzgeschichte ausreichend. Der Autor kann sich leider auch nicht aus seiner Männerperspektive und -Vorstellungen von Erotik und Sexualität lösen, ausgerechnet bei Dagny, einer Schlüsselfigur der »Christiania Boheme«, also eines bewegend verändernden Künstlerkreises im Oslo im Skandinavien zu Beginn des 20. Jahrhunderts (s. den gleichnamigen Roman von Hans Jaeger, wegen seiner Sprengkraft lange verboten). Dass er diese Ursprünge der Dagny so offenkundig nicht kennt oder vollständig ignoriert, gehört zu den größten Schwächen dieser bestenfalls niedlichen …
Zeitverschwendung
2019 rezensiert, Christiania Boheme, Edvard Munch, Georgien, Hans Jaeger, Norwegen, Tiflis, Weidle Verlag