
John Perkins
» Bekenntnisse eines Economic Hit Man
Autor: | John Perkins (USA 2016) |
Titel: | Bekenntnisse eines Economic Hit Man Unterwegs im Dienst der Wirtschaftsmafia |
Ausgabe: | Goldmann Verlag 2016 |
Übersetzung: | Heike Schlatterer & Hans Freundl |
Erstanden: | Buchhandlung Volk, Recke |
Gelesen im: | Literaturclub Hopsten |
Eine hervorragende, oft schwer zu ertragende Abrechnung mit der Praxis vorwiegend der USA andere Ländern wirtschaftlich unsinnige Maßnahmen aufzuzwingen. Deren eigentliche Profiteure US-amerikanische und international tätige Konzerne im Verbund mit korrupten Eliten der betroffenen Länder sind.
Die Liste der Länder, die so in wirtschaftliche Abhängigkeiten durch Kredite und chronische Budget-Defizite getrieben wurde und die der US-Interventionen, mit denen entweder durch Putsch oder direkte militärische Aggression eingegriffen wurde, ist entsetzlich lang: So der Sturz der demokratischen Regierung Mossadeghs 1953 im Iran (Rückkehr des Schah), das Abschlachten von 400.000 Menschen in Indonesien 1965, Intervention gegen Kolumbien, Gründung Panamas; die Monroe-Doktrin, nach der die USA das Recht hätten, in jedem Staat auf dem amerikanischen Kontinent einzugreifen.
Und das taten sie, 1954 Sturz von Arbenz in Guatemala, gewaltsamer Tod der nicht fügsamen Präsidenten von Ecuador und Panama, später dort direkte Militärintervention (1989), wie später in Grenada, 2002 Sturz des Präsidenten Venezuelas, Putsch in Honduras, Versuch in Ecuador, US-Unterstützung für die Militärputsche in Griechenland und der Türkei, usw., usf! Oder in den achtziger Jahren 3,5 Mrd US-$ für die Ausbildung der Mudjahedin in Saudi-Arabien, womit die Grundlage für den Billiarden-teuren Krieg in Afghanistan und den Islamismus gelegt wurde. – Hinweise auf Wirtschafts-Verflechtungen führender US-Politiker, George W.Bush als Besitzer der unseligen United Fruit Company, Mc Namara Chef von Ford, dann Chef der Weltbank; damit (S. 129) »diese offensichtliche Außerkraftsetzung der Gewaltenteilung«.
Und ein Land, in dem 5% der Weltbevölkerung leben, aber 25% der weltweiten Ressourcen verbraucht werden. Credo dort: Erfolg soll sich über Privatvermögen definieren und nicht durch den Beitrag zur Gemeinschaft!
Schwerpunkte von Perkins waren Projekte zur Elektrifizierung, theoretisch sinnvoll, praktisch überdimensioniert und auf maximale Abhängigkeit ausländischer Finanziers angelegt, in der Summe stets zum Schaden des betreffenden Landes.
Angenehm, wie Perkins trotz Karriere in dem »Beraternetzwerk«, das solcherart Projekte entwickelt und vorantreibt, durch außeroffizielle Kontakte mit der einheimischen Bevölkerung den Zwiespalt zwischen Beruf und den eigentlichen Notwendigkeiten der Länder erkennt, Widersprüche, die ihn zunehmend zerreißen und die letztlich zum Ausstieg mit nur 35 Jahren und zu diesem aufklärenden Buch getrieben haben.
Er resümiert, dass es imperialistische Bestrebungen als Ursache von Kriegen, Umweltzerstörung, Hunger und Völkermorden zu sehen sind, das die schamlose Globalisierung die neue Herrschaft darstellt. Globalisierung ist der internationale Wettbewerb um die niedrigsten Standards! – Manchmal wünscht man sich mehr erklärende Details, einiges wiederholt sich, den Leser ermüdend; andererseits vermeidet er in einen ökonomischen Fachjargon abzugleiten. Schließlich bietet er noch Hinweise, was man als Leser tun könnte.
Die Kritik ändert nichts am Urteil:
Einleuchtende wirtschaftliche Aufklärung
2020 rezensiert, Goldmann Verlag, John Perkins, Politik, Wirtschaft