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Chris­tine de Pizan
» Wege in die Stadt der Frauen

Autorin:Chris­tine de Pizan (hrsg. von Mar­ga­rete Zimmermann)
Titel:Wege in die Stadt der Frauen
Über­set­ze­rin:Mar­ga­rete Zimmermann
Aus­gabe:Leib & Seele Zürich 1996
Erstan­den:anti­qua­risch

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Das Buch von der ›Stadt der Frauen‹ ist das Werk von Chris­tine de Pizan. Fer­tig­ge­stellt wurde es um 1450 in Frank­reich und gilt heute als eines der ers­ten Werke femi­nis­ti­scher Lite­ra­tur in Europa. Nach­dem Chris­tine frau­en­feind­li­ches bei einem Geist­li­chen aus Süd­frank­reich gele­sen hatte, war sie so wütend und ver­zwei­felt, dass sie ein Buch über die ›Stadt der Frauen‹ geschrie­ben hat. Diese Stadt sollte den Frauen eine Zuflucht bie­ten vor den Has­sern des weib­li­chen Geschlechts. Bei dem Buch, das ich hier vor­stelle, han­delt es sich um ein Lese­buch mit aus­ge­wähl­ten Tex­ten aus der ›Stadt der Frauen‹ und eine Aus­wahl aus wei­te­ren Wer­ken, zusam­men­ge­stellt von Mar­ga­rete Zim­mer­mann, Pro­fes­so­rin für Roma­nis­tik an der Freien Uni­ver­si­tät Berlin.

Chris­tine de Pizan hatte eine glück­li­che Kind­heit und Jugend, sie erhielt eine umfas­sende wis­sen­schaft­li­che Erzie­hung. Mit 15 Jah­ren hei­ra­tete sie einen könig­li­chen Sekre­tär und führte eine aus­ge­spro­chen glück­li­che Ehe. Mit 25 Jah­ren wurde sie Witwe und war gezwun­gen den Lebens­un­ter­halt für sich und ihre Fami­lie selbst zu ver­die­nen, da sie nicht wie­der hei­ra­ten wollte. Das gelang ihr durch das Kopie­ren frem­der Texte, aber auch einer eige­nen Streit­schrift z. B. zum Thema Frau­en­fra­gen. Chris­tine hat zwar nach eige­nen Anga­ben eine glück­li­che Ehe geführt, kannte aber auch die Schat­ten­sei­ten. So gab es in Ehen der dama­li­gen Zeit oft große Alters­un­ter­schiede, ebenso prü­gelnde Ehe­män­ner, denen die Frauen hilf­los aus­ge­lie­fert waren – der Ehe­mann hatte ein Züchtigungsrecht.

In der Stadt der Frauen, die einen Fes­tungs­cha­rak­ter mit Wehr­haf­tig­keit hatte, soll­ten aus­schließ­lich Frauen leben. Der end­gül­tige Zustand der Stadt wird in ihrem Werk nicht gezeigt, auch nicht wie die Stadt nur für Frauen nach bestimm­ten Regeln hätte funk­tio­nie­ren kön­nen. Chris­ti­nes Werk ›Stadt der Frauen‹ sollte den Frauen Mut machen, muss aber letzt­end­lich als Uto­pie begrif­fen wer­den. Chris­tine de Pizan gehört zu den weni­gen Frauen im Mit­tel­al­ter, die sich dem Schrei­ben gewid­met haben und davon leben konn­ten. Chris­tine de Pizan gilt als erste Autorin der Geschichte. Quelle

Das Lese­buch ›Wege in die Stadt der Frauen‹ ent­hält aus­ge­wählte Texte aus der ›Stadt der Frauen‹, aber auch wei­tere sehr inter­es­sante auto­bio­gra­fi­sche Schrif­ten, Chris­tine berich­tet über ihre Kind­heit, ihr Leben als junge Witwe, über den »Reiz des Neuen – Eine Frau schreibt Bücher« (S. 62) und über The­men wie »Krieg und Frie­den« (S. 106) und Geschlech­ter­be­zie­hung: »Die falsch­zün­gi­gen Lieb­ha­ber« (S. 76) oder »Betrü­gen oder Betro­gen­wer­den?« (S. 80). Hört sich doch sehr fort­schritt­lich an! Auch gibt sie zum Schluss »Rat­schläge für das Frau­en­le­ben: Für Frauen von lie­der­li­chem Lebens­wan­del und zu den Tor­hei­ten der Mode.« (S. 97).

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Chris­tine de Pizan liest vor einer Män­ner­gruppe. | Quelle

Letzt­lich ist die­ses Lese­buch ein ›Gesamt­kunst­werk‹, auch weil 21 Farb­ta­feln mit abge­druckt sind, Repro­duk­tio­nen von Minia­tu­ren aus Chris­ti­nes Wer­ken, die einen sinn­li­chen Ein­druck von mit­tel­al­ter­li­chen Hand­schrif­ten ver­mit­teln sol­len. Chris­tine de Pizan »mischte sich ein, bezog Stel­lung und wider­legte mit ihren scharf­sin­ni­gen Argu­men­ten gän­gige Vor­ur­teile gegen­über Frauen. Mit ihrem Bei­spiel gibt sie auch heute den Frauen Mut und sen­si­bi­li­siert dafür, was Frauen leis­ten kön­nen …« (S. 25).

Eines der ers­ten Werke femi­nis­ti­scher Lite­ra­tur in Europa!

Unterschrift
Mar­gret Hövermann-Mittelhaus

2023 rezensiert, Christine de Pizan, Feminismus, Frankreich, Leib & Seele Zürich, Mittelalter