Egon Erwin Kisch
» Geschichten aus sieben Ghettos
Autor: | Egon Erwin Kisch (Prag 1934) | |
Titel: | Geschichten aus sieben Ghettos | |
Ausgabe: | Konkret Literatur Verlag 1980 | nach der Ausgabe vom Aufbau Verlag (DDR), 1973 |
Erstanden: | Antiquarisch |
Ein sehr spezieller Kisch, der Jude und spätere Kommunist, der Geschichten aus 7 verschiedenen jüdischen Vierteln der Welt, den Ghettos »notiert«. Über den bauernschlauen mährischen Provinzjuden, das (jüdische) Händlerleben des Markts in Amsterdam, die superreichen Nichtstuer Shanghais, den Schwindler des Prager Friedhofs. Köstlich, wenn ein »Jidde« eine katholische Kirche aufräumt. Faszinierendes zur Entstehung des Pariser Ghettos, dagegen der kabbalistische Erzschelm schwer verständlich. I
n Paris beeindruckt das pralle Leben und Treiben im jüdischen Viertel, wobei der Kommunist Kisch angesichts des Zustroms der von den Nazis vertriebenen darauf hinweist, dass es nicht um Religions- oder Rassen-, sondern um Klassenkonflikte geht. Ich selbst merke schmerzlich bei dieser Lektüre, wie wenig mir noch der jiddische Jargon (einst von meinen Berliner Eltern vertraut) präsent ist, der so selbstverständlich war im Berliner Schmelztiegel; eine weitere Kulturschande der Nazis – ausgerottet, Fluch dieser Kulturbarbaren. – Man sollte etwas vertraut sein mit jüdischem Leben, mit der Geschichte, dem Glauben und jüdischen Gewohnheiten, um den Geschichten folgen zu können. Scharfsinn und Kischs spitze Zunge blitzen leider nicht so oft, wie etwa im »Marktplatz«, (gelesen im März), dennoch ein interessantes Buch.
Lesenswert!
2016 rezensiert, Aufbau Verlag DDR, Egon Erwin Kisch, Ghetto, Historisches, Jüdisch, Konkret Literatur Verlag, Prag