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Ove

Fre­d­rik Back­man
» Ein Mann namens Ove

Autor:Fre­d­rik Back­man (Schwe­den 2012)
Titel:Ein Mann namens Ove
Aus­gabe:Fischer Taschen­buch, 5. Auf­lage 2016
Erstan­den:Buch­hand­lung Volk Recke
Ove
Eines der bes­ten Bücher der letz­ten Jahre

Unty­pi­scher­weise habe ich zuerst den Film gese­hen, in dem ein fan­tas­ti­scher Rolf Lass­gård den sym­pa­thi­schen Grant­ler Ove über­zeu­gend spielt – ein Film erfreu­lich dicht an der Buchvorlage.

Ove, ver­bit­tert, in ohn­mäch­ti­ger Wut nach Unfall und frü­hem Krebs­tod sei­ner Frau und dem ewi­gen Kampf »mit den Schlip­sen«, also Behör­den und Mäch­ti­gen, ret­tet sich in die Hilfs­polizi­s­tenrolle einer tris­ten schwe­di­schen Vorstadtsiedlung.

Eigent­lich hat der Saab-Fan und mit Volvo-Fah­rern ewig im Clinch lie­gende Früh­rent­ner mit dem Leben abge­schlos­sen. Nur ist er a) sel­ten talent­los sich umzu­brin­gen (»grot­ten­schlecht im Ster­ben«) und b) hat er nicht mit der quir­li­gen Migran­ten­fa­mi­lie der Ira­ne­rin Par­va­neh gerechnet.

»Ove« ist auch die Geschichte der unmög­li­chen Liebe zwi­schen dem »gebo­re­nen Hand­wer­ker« und einer viel­le­sen­den Frau, die wie­derum Päd­ago­gin mit Leib und Seele ist und von ihren Schü­lern ver­ehrt wird. Mit Son­jas Vater kann Ove sich nur über die gemein­same Au­toliebe ver­stän­di­gen. Er, der Saab-Fah­rer und -Fan, der den­noch den Volvo-Fah­rer Rune als bes­ten Freund hat, bis der den schreck­li­chen Irr­tum eines BMW-Kaufs begeht. Ove, des­sen gro­ßes Herz hin­ter der Grant­ler-Schale sogar einem schwu­len afgha­ni­schen Flücht­ling hilft. Der jah­re­lang das schreck­li­che Schick­sal sei­ner gelieb­ten Frau nicht ver­kraf­tet und sich aus der Erstar­rung ihres Todes erst lösen kann, als Par­va­nehs Kin­der ihn »Opa« nen­nen. »Ove« ist – neben­bei – auch eine sel­tene Hom­mage an die bald ver­gan­gene Auto­marke Saab. Und es ist eine char­mante Unter­hal­tung um einen lie­bens­wür­di­gen Außen­sei­ter, mit geschickt ver­pack­ter Kri­tik an der schein­bar all­mäch­ti­gen schwe­di­sche Sozi­al­bü­ro­kra­tie, ver­knüpft mit gelun­ge­ner Ausländer­integration – wider Willen!

Ein Buch mit bei­ßen­den Angrif­fen gegen eine Sozi­al­in­dus­trie, die mit staat­li­cher Hilfe die Men­schen ent­mün­digt. Die man aber in der mensch­li­chen Gemein­schaft klei­ner Leute besie­gen kann. – Ein Roman mit so anrüh­ren­den Stel­len über kleine Kin­der, die einen alten Gran­tler wär­men, wort­lose Liebe, eine Leh­re­rin, die kaputte Schü­ler ins Leben zurück­holt, die Katze, die im Tod dem Herrn folgt und deren Ster­ben berührt. Ebenso wie das ver­wahr­loste Kat­zen­we­sen, das sich knapp vor dem eige­nen Tode in Oves Herz einschleicht.

Köst­lich ist Back­manns Spott über All­täg­lich­kei­ten und Absur­di­tä­ten der Moderne, die Ove naiv-raf­fi­niert auf den Punkt bringt. Mit einem Humor, der auch sprach­lich die Absur­di­tä­ten des All­tags entlarvt.

Ein Stück, in dem gleich­zei­tig Liebe und Zunei­gung anrüh­ren, egal ob von Mensch oder Tie­ren. So ist »Ove« auch ein rüh­ren­des, ein char­man­tes, ein unter­hal­ten­des Buch, gleich­zei­tig vol­ler klei­ner Wahrhei­ten, ein Mut und Freude machen­des Buch, eines der schöns­ten der letz­ten Jahre.

Unbe­dingt lesen!

2016 rezensiert, Fischer Verlag, Fredrik Backman, Schweden