Luise Dornemann
» Jenny Marx
Autor: | Luise Dornemann (DDR 1980) |
Titel: | Jenny Marx |
Ausgabe: | Dietz Verlag Berlin 1980 |
Erstanden: | Weiland erstanden in der »Hauptstadt der DDR« |
Es ist leider keine wirkliche Biografie geworden, sondern eine episodenhafte Schilderung, was die aus guten und hochgebildeten Verhältnissen stammende Frau (Jenny von Westphalen) von Karl Marx für sein Werk und die Arbeiterbewegung geleistet hat. Insofern schade, weil es aus der DDR erheblich emanzipatorischere Beiträge zum Wirken historischer Frauengestalten gegeben hat.
Dennoch werden die enorme Leistung und die persönlichen Beiträge von Jenny zur 48er Revolution (»Brief einer deutschen Dame«), der Pariser Kommune – ein hohes Lob der Frauen -, der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung wie dem wissenschaftlichen Werk Karl Marx (umfangreiche Sekretariatsarbeiten) anschaulich. Sie ist es, die Marx (bzw. Engels) zur Arbeit an der »Heiligen Familie« und Kapitalbänden drängt. Gleichzeitig leistet sie das Großziehen ihrer Kinder (manche sterben früh) in bitterster Armut und führt sie zur Bildung, Tochter Eleanor übersetzt deutsche Shakespeare-Literatur und Ibsens Werke ins Englische. Dabei leidet die ganze Familie immer wieder unter der politischen Verfolgung. Was sie aus Trier nach Paris und London treibt, und wo jeder übriggebliebene Penny der politischen Arbeit geopfert wird.
Jenny hilft den Flüchtlingen nach der Niederschlagung der Kommune, schreibt Theaterkritiken (in der »Frankfurter Zeitung und Handelsblatt«), hält Vorträge, diskutiert mannigfach und leidet mit ihrem Schwiegersohn und ihren Enkeln. Vieles wäre ohne die Unterstützung des unternehmerischen Freundes Friedrich Engels nicht möglich gewesen, er zählt bald zur Familie.
Ein anderer Großer der Arbeiterbewegung, Wilhelm Liebknecht, lobt: »Frau Marx war die erste Frau, durch welche ich die erzieherische Kraft und Macht der Frauen lernte…Ehe ich Frau Marx traf, hatte ich die Wahrheit des Goetheschen Worts nicht begriffen: »Willst Du genau erfahrenm was sich ziemt, so frage nur bei edlen Frauen an!« Weniger zuträglich ist dem Buch manch auffallende Unsystematik und ein doch mitunter nervendes »SED-Sprech«, musste »Honi« das Manuskript persönlich freigeben? Andererseits erfreut das Werk mit Bild und illustrierenden Zitaten und einem Literatur- und Quellenverzeichnis, auch wenn dies politisch einseitig ausfällt.
Immerhin ist das Werk geeignet, dem Leser die Persönlichkeit von Jenny, Teile ihres Lebens und vor allem ihres Wirkens auch über die politische Arbeit hinaus nahezubringen. Ein Leben was so untrennbar mit der historischen Persönlichkeit Karl Marx verbunden war, das Engels zum Tod von Jenny Marx im Dezember 1881 sagte: »Der Mohr ist auch gestorben«. Der Mohr, das war der Spitzname ihres Mannes Karl, der nur 14 Monate später starb. Begraben sind beide auf dem Highgate Friedhof in London.
Zum Lernen über eine historische Person und hochinteressante Frau:
Lesenswert
2016 rezensiert, biografisch, DDR, Dietz Verlag Berlin DDR, Historisches, Karl Marx, Luise Dornemann