
Roy Jacobsen
» Weißes Meer
Autor: | Roy Jacobsen (Norwegen, 2015) |
Titel: | Weißes Meer |
Ausgabe: | Osburg Verlag, 2016, 1. Auflage |
Übersetzung: | Gabriele Haefs und Andreas Munstermann |
Erstanden: | Pankebuch in Berlin Pankow |
Das ist sozusagen eine Fortsetzung der »Unsichtbaren«, die schöne Saga über das einsame Leben auf der Insel Barroøy in Nordnorwegen. Hier ist es ein Zeitsprung der Ingrid zurück in ihre nördliche Heimat in der Zeit des Nazikriegs führt, die inzwischen verlassen ist. Und zu einer Romanze mit einem geflohenen russischen Kriegsgefangenen zwischen der 35-jährigen Ingrid und dem blutjungen geschundenen Russen. Das ist in einer zauberhaften Sprache erzählt, die die nordische Natur in ihren Jahreszeiten greifbar macht, »der März, die unnütze Jahreszeit«. Das Kriegsgeschehen, die Brutalität der Besatzer, all das treibt Ingrid in den Wahnsinn, ihre Existenz in der darauf folgenden Anstalt wird bedrückend greifbar. In dieser Zeit erinnert sie sich immer wieder an Episoden aus ihrer Jugend, wobei dem Autor es zunehmend weder gelingt, die Erzählebenen auseinander zu halten, noch sich zu entscheiden, welche Geschichte er eigentlich erzählen will. So erreicht dieses trotzdem schöne Buch nicht die Dichte des Vorgängers »Die Unsichtbaren« und schon gar nicht die Stärke der »Linda«. Also nicht das stärkste Buch des Vielschreibers Jacobsen, dennoch allem überlegen, was im Vergleich sein Landsmann und Großschwätzer Knausgård jemals hervorgebracht hat.
Lesenswert
2. Weltkrieg, 2016 rezensiert, Norwegen, Osburg Verlag, Roy Jacobsen