Hermann Bang
» Das graue Haus
Autor: | Hermann Bang (Dänemark, 1901) |
Titel: | Das graue Haus |
Ausgabe: | Hinstorff, DDR, 1982 |
Übersetzung: | Gisela Perlet |
Erstanden: | Antiquarisch vom »Bücherwurm« Michael Kross |
Ein »Erinnerungsbuch« völlig anderer Art, Großeltern und Protagonisten (alle bei »Bedstefar«, dem Großvater, wohnend) nahe dem Ende ihres Lebens, den Erzählfaden des Autors muss man sorgfältig entwirren; einiges ist mir nur mit Hilfe des Internet gelungen. Die Großeltern, Arzt und Ehefrau Stella (die im »Weißen Haus« keine Rolle spielen) verkehren in den höchsten Kreisen Dänemarks, selbst mit Angehörigen des Königshauses. Man wird mit »Seine Exzellenz« bzw. »Durchlaucht« angesprochen. Den einst berühmten Arzt, gerufen »Onkel Hvide« wollen die meisten nicht mehr, bei der Kutschfahrt durch die Stadt sind es nicht mehr viele, die er kennt.
Er sagt: »Die Erde wird einmal kalt, wie die Menschen auch«, dem Enkel sagt er bei einem sehr kurzen Besuch: »Sinn des Lebens ist zu zeugen«. Seine Frau spricht im Schlaf von vergangenen Freunden; der Diener Georg ist mit ihnen alt geworden. – Eine zerrissene Beziehung gibt es zu dem teilgelähmten Bankier, dem »Konferenzrat«, der die Exzellenz eigentlich nicht sehen will. Er erledigt aber die 30.000, für die der Alte wegen einer Wechselfälschung eines Verwandten bürgen muss. Die Dialoge unter den alten Herrschaften haben oft etwas Gespenstisches, Melancholie beherrscht die Bilder. Das gilt auch für den Blick auf die Folgen der »Niederlage«, mit denen Dänemark Teile Schleswig-Holsteins (bis Kolding und nahe Esbjerg) verloren gingen.
Das Werk war für mich ein echter »Absturz« gegenüber dem Weißen Haus, es macht den -– Nomen est Omen – Eindruck vom Dahinwelken der Protagonisten, man vermisst die schönen Bilder, wie das ganze »Weiße Haus«. Es bleibt bis zum Ende verwirrend, sich durch die Personenkonstellationen hindurch zu finden, was aber wesentlich für den Roman wäre. Für mich erzählt es keine (wirklich) erkennbare Geschichte.
Insgesamt leider nur …
… für Dänemark- und Hermann-Bang-Experten
2019 rezensiert, DDR, Dieter Faßnacht, Dänemark, Hermann Bang, Hinstorff Verlag/DDR, Lebensende