Skip to main content
Transit

Anna Seg­hers
» Tran­sit

Autor:Anna Seg­hers (DDR, 1940)
Titel:Tran­sit
Aus­gabe:Auf­bau Taschen­buch 1985, 1. Auflage
Erstan­den:Das Euro­päi­sche Buch, West-Berlin

Transit

Ein ver­wi­ckel­tes psy­cho­lo­gi­sches Drama, das die Atmo­sphäre der Ver­zweif­lung, des Aus­ge­lie­fert­seins, der Hoff­nung, der kor­rup­ten Schie­be­rei und der trost­lo­sen Exis­tenz der Ver­lo­ren­heit im rie­si­gen »Tran­sit-War­te­raum« Mar­seille erschre­ckend gut illus­triert. Heut­zu­tage hieße so etwas eine Art zufäl­lig ent­stan­de­nes »Anker­zen­trum«.

Ein Buch, was auf seine Art deut­lich macht, was die Nazis die­sen Men­schen ange­tan haben. Die aus­ge­zeich­nete Ver­fil­mung 2018 von Chris­tian Pet­zold (genial über­tra­gen in die aktu­elle Jetzt-Zeit) sim­pli­fi­ziert rich­ti­ger­weise stark, kon­zen­triert sich auf Wesent­li­ches. Erst diese Ver­fil­mung brachte mich dazu »Tran­sit« wie­der zu lesen.

Aber aus mei­ner Sicht ist es der Seg­hers, die 1940 selbst die­sen Migra­ti­ons­alb­traum durch­lebte, nicht recht gelun­gen, diese Kon­zen­tra­tion auch im Buch zu tref­fen. Das macht ihr Buch nicht leicht les­bar. Den­noch, die psy­cho­lo­gi­schen Momente, die Nähe zu den Prot­ago­nis­ten, ihre Ver­zweif­lung, das unwahr­schein­li­che Gemisch von Leu­ten im Tran­sit bewe­gen. Und die ver­stö­rende Atmo­sphäre der Men­schen­schick­sale, die hier zer­stört wer­den, das macht »Tran­sit« zu einem bemer­kens­wer­ten und sel­te­nem Pan­op­ti­kum der Über­gangs­hölle einer ver­lo­re­nen Gesell­schaft. Nicht nur als Nacht­lek­türe, für den AfD­ler im CSU-Pelz namens See­ho­fer; (Nach­trag 2023: Oder wer immer gerade den Job als obers­ter »Abschie­ber« aka Innen­mi­nis­ter gerade ausübt).

Bemer­kens­wer­tes Drama aus fins­ters­ter Zeit

2018 rezensiert, Anna Seghers, Aufbau Verlag, DDR, Deutschland, Flucht, Nazis