Alice Berend
» Die Bräutigame der Babette Bomberling
Autor: | Alice Berend (Deutschland, 1915) |
Titel: | Die Bräutigame der Babette Bomberling |
Ausgabe: | S. Fischer Verlag 1915 |
Erstanden: | Antiquarisch |
Auch diese Autorin war mit »Spreemann&Co« zweimal in der Sendereihe des einstigen RIAS »Damals wars« vertreten, jedoch eher seicht, im Vergleich zur »Eisrieke«.
Wie häufig in dieser Serie spielt der Roman in der Berliner Mittelschicht, etwa den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts. Die 17-jährige Babette, verwöhnte Tochter des Sargfabrikanten (!) Bomberling, soll heiraten, sonst will die Erbtante ihr Geld aus dem ohnehin gerade schlecht laufenden Geschäft herausziehen. Wo Vater’n doch dank des Rat des mitarbeitenden jungen Vetters die simple Fabrik in den ersten »Begräbnisservice« Berlins (also einen »Grieneisen-Vorläufer«) verwandeln will.
Für Babette zieht bald ein leicht irrer Reigen potentieller Bräutigame auf, auch dank der Heiratsvermittlerin mit dem unaussprechlichen Namen Pryczsbitzky-Ratzoska. Das Ganze ist ein mokant-despektierliches Sittenbild einer bürgerlichen Familie, gleichzeitig auch eine amüsante Humoreske. Der Berliner Dialekt wurde übrigens erst im Hörspiel dazu genommen, taucht im Buch selber nicht auf, passt aber hervorragend. Das gewinnt auch durch nahezu »Kästnersche Lakonie« und gemahnt an »Vorläufer der »neuen Sachlichkeit«, wirkt also keineswegs veraltet. Dazu kommen verrückte Diätpläne der weniger repräsentablen Mutter, Hochstapler, der Fabrikant, den das vornehme Getue seiner Frau nur nervt und eine am Ende überraschende Wende zum Guten; sie machen das Ganze zur amüsant-leichten Unterhaltung aus dem alten Berlin.
Leicht, aber nicht zu leicht, für Berliner und Fans der Stadt.
2018 rezensiert, Alice Berend, Berlin, Damals wars, Historisches, Verlag S. Fischer