Erdmann Graeser
» Eisrieke
Autor: | Erdmann Graeser (Deutschland, 1931) |
Titel: | Eisrieke Ein Roman aus Alt-Berlin |
Ausgabe: | Rembrandt Verlag 1970 |
Erstanden: | Antiquarisch |
Auch dieser »Berlin-Roman« wurde (1968) in der damaligen Rias-Hörspielreihe »Damals war’s« kongenional vertont; auch Graesers »Kanzleirat Ziepke« schaffte es in diese Reihe.
Es ist einer der inhaltsreicheren Bände, die einerseits die Geschichte eines Alt-Berliner Originals um die Jahrhundertwende erzählt: die der »Eisrieke«, einer alten Dame, die jeden Winter in altertümlicher Kleidung zum Eislaufen am Neuen See in Tiergarten kommt. Halb verrückt wirkend, klagt sie voll Trauer um »ihren Walter von Eschwege«, einen Jugendgeliebten, der als adliger Offizier wegen seiner nicht »standesgemäßen« Liebe zur jungen Ulrike Knall auf fall nach Amerika musste; die Rieke mit gebrochenem Herzen und verwirrten Verstand in Berlin zurücklassend. Eine Generation später wiederholt sich die Geschichte am Großneffen des damaligen Geliebten fast, aber hier kann die Eisrieke, als Schwester eines unverheirateten Millionenbauern wohltätig eingreifen. Der junge Mann bricht aus seinen Standesschranken aus und kann dazu nach schweren inneren Kämpfen auch den Offiziersvater bewegen. Der Vater der Geliebten dagegen, ein stumpfer Museumsbeamter, prügelt, Anzeigen wegen »Kuppelei« drohen, aber Rieke und das Geld ihres Bruders sorgen für ein Happy End. Wobei es auch ein Roman darüber ist, wer oder was eigentlich verrückt ist. Dazu Berlin der Vergangenheit, Wintervergnügen im Tiergarten, ein staubiger Ku-Damm, eine Heirat in der Schöneberger Dorfkirche, erbauliches »Dunnemals« Berlin.
Schönes Lesevergnügen für Berliner und Berlin-Fans
2018 rezensiert, Berlin, Erdmann Gräser, Historisches, Verlag Rembrandt