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Bundgaard-Livet

Poul Bund­gaard
» Livet er skønt

Autor:Poul Bund­gaard (Däne­mark, 1988)
Titel:Livet er skønt
Aus­gabe:Fis­kers For­lag, 1988, däni­sche Originalfassung
Erstan­den:Anti­qua­risch erworben

Bundgaard-Livet

Hier­zu­lande ken­nen viele den däni­schen Sänger/Schauspieler als »Kjeld«, den sympha­ti­schen Dicken der Olsen-Bande er lebte von 1922-1998. Seine ein­fach geschrie­bene däni­sche Auto­bio­gra­fie zeigt, dass er wesent­lich mehr war, als ein »net­tes Dicker­chen«. In Kopen­ha­gen auf­ge­wach­sen, Sohn des Lei­ters einer gro­ßen Mol­ke­rei, der eine bes­sere Stimme hat, als der Sohn, aber »sich nicht traut« und die Thea­ter­welt daher im Sohn erlebt.

Der spricht davon, dass er sel­ten einen sol­chen Zusam­men­halt der Men­schen erlebt hat, wie im Krieg – als DK von den Deut­schen besetzt war. Bund­gaard wird 1944 im Wider­stand aktiv und bewacht so ’45 gefan­gene Deut­sche. Sei­nen Thea­ter­start hat er im Chor von Nør­re­bro, vor­sichts­hal­ber lernt er die Rol­len aller gespiel­ten Stü­cke aus­wen­dig und kann mit 24 in der »Fle­der­maus« ein­sprin­gen. Spä­ter über­nimmt er vom Freund und Men­tor Poul Rei­chardt des­sen Haupt­rolle, unver­gess­lich. Es ist das Musi­cal »Okla­homa«, wo er das erste Mal auf den gro­ßen Ove Spro­gøe trifft, sei­nen Chef in der unsterb­li­chen Olsen Bande, Däne­marks erfolg­reichs­ter Kino­se­rie. 1950 geht er mit den (rei­chen) Schwie­ger­el­tern nach Ita­lien, was spä­ter zu einer gründ­li­chen Aus­bil­dung ebd. in klas­si­schem Gesang führte; Ange­bote dort mehr als ein Jahr zu leben, lehnt er ab.

Bund­gaard wird in Däne­mark ein Star in Ope­ret­ten und Musi­cals und ein erst­klas­si­ger über­aus belieb­ter humor­vol­ler Unter­hal­ter, ein Däne, »wie er im Buche steht«, ein voll­schlan­ker Gemüts­mensch, was Freunde so aus­drü­cken: »Nå Poul, Du er kom­met godt over vin­te­ren«. Wäh­rend er zunächst Enga­ge­ments im Aus­land ablehnt, sich nicht traut, zieht ihn eine Haupt­rolle doch nach Oslo. Seine zweite Frau Kirs­ten ist jahr­zehn­te­lang (29 Jahre!) Pri­ma­bal­le­rina am König­li­chen Thea­ter in Kopen­ha­gen, sie wird zum Rit­ter geschla­gen, spä­ter auch Poul. Es herrscht sehr gutes Ein­ver­ständ­nis auch mit den Kin­dern sei­ner ers­ten Frau; die fin­den bei ihm ein neues Heim, als sie früh stirbt. Eine Zir­kus­re­vue mit dem Kol­le­gen Pre­ben Kaas macht ihm viel Spaß, vor und hin­ter der Bühne, 1981 geht er in ein Pari­ser Restau­rant im vol­len Kos­tüm als Kjeld der Olsenbande.

Viel wird gefei­ert in sei­nem Leben, das 25-jäh­rige Künst­ler­ju­bi­läum, die gol­dene Hoch­zeit der Eltern, eigene Sil­ber­hoch­zeit, Auf­tritt als »Bal­lett­rate mit »Tutu« an Kirs­tens 50. Geburts­tag, köst­li­che Bil­der. Ein­drück­lich erzählt im Kapi­tel »Die alten ster­ben weg« der Tod des für ihn so wich­ti­gen Vaters und wie seine Mut­ter dies nicht ver­win­det »sie wird immer weni­ger«. 1980 muss er die Abschieds­rede für Dirch Pas­ser hal­ten, 1981 geht Pre­ben Kaas. – In »War­ten auf Godot«, insze­niert an Mor­ten Grun­walds Bris­tol-Thea­ter (Mor­ten = Benny der Olsen­bande) erringt er sei­nen Durch­bruch als seriö­ser Schau­spie­ler. Mit 60 merkt er, dass es in dem Tempo nicht wei­ter­geht, als Schock emp­fin­det er den Aus­zug der Kin­der. Ein ers­tes Blut­ge­rinn­sel bringt ihn ins Kran­ken­haus; er stirbt 1998 mit­ten in den Dreh­ar­bei­ten zur letz­ten Olsen­bande, stirbt ange­zo­gen mit sei­nem Film­kos­tüm. Das Buch, reich illus­triert, schließt vor­her mit einem Zitat aus Becketts Godot.

Ein­fa­ches Lese­ver­gnü­gen auf Dänisch, schöne Erin­ne­run­gen an »Kjeld«!

2019 rezensiert, Dänemark, Fiskers Forlag, Olsenbande, Poul Bundgaard